Fortschr Neurol Psychiatr 1998; 66(11): 512-519
DOI: 10.1055/s-2007-995292
ORIGINALARBEIT

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychopathologische Symptomatik und kognitive Leistungen schizophrener Patienten*

Psychopathological Symptoms and Test Performance in Schizophrenic PatientsK.  Hoschel , E.  Irle , E.  Rüther
  • Klinik für Psychiatrie der Universität Göttingen
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Publication Date:
08 January 2008 (online)

Abstract

Psychopathological symptoms and cognitive test performance were examined in 34 acute schizophrenic patients. The results of a clusteranalytic approach in order to distinguish groups of patients with different syndromes were disappointing. Three dimensions of negative, hallucinatory-delusional, and disorganised symptoms could be established by factor analysis. The disorganised symptom dimension showed strong and significant relations to amnestic and intellectual impairments of the patients. Hallucinatory-delusional symptoms were related to deficits in tests of visual memory and visual search. Negative symptoms were not related to cognitive impairments of the patients. The results are discussed in respect of other studies reporting correlations of schizophrenic symptoms and cognitive disturbances, and with regard to hypotheses of brain dysfunction in schizophrenia. In future research, consideration of the three main dimensions of schizophrenic symptoms could be useful to reduce the heterogeneity of schizophrenic samples

Zusammenfassung

In dieser Studie wurden 34 akut schizophrene Patienten hinsichtlich ihrer psychopathologischen Symptomatik und ihrer kognitiven Leistungen untersucht. Der Versuch einer clusteranalytischen Einteilung der Patienten in einander ausschließende Klassen schizophrener Syndrome wurde dem faktoranalytischen Beschreibungsversuch unabhängiger Symptomdimensionen gegenübergestellt. Während die Einteilung der Patienten in einander ausschließende Klassen schizophrener Syndrome eher unbefriedigend blieb, konnten die Grunddimensionen negativer, wahnhaft-halluzinatorischer und desorganisierter Symptomatik faktoranalytisch gut dargestellt werden. Die Symptomdimensionen wiesen unterschiedliche Zusammenhänge zu kognitiven Leistungsparametern auf, welche mit neuropsychologischen Testverfahren erhoben worden waren. Je ausgeprägter die desorganisierte Symptomatik der Patienten war, desto schwächer schnitten sie bei der Überprüfung intellektueller und mnestischer Funktionen ab. Im Gegensatz zur desorganisierten Symptomatik korrelierte die wahnhaft-halluzinatorische Symptomstärke mit dem Ausmaß visueller Gedächtnis- und Suchdefizite. Die Negativsymptomatik wies keine bedeutsamen Assoziationen mit den kognitiven Leistungen der Patienten auf. Während frühere Untersuchungen, in denen chronische Langzeitpatienten untersucht wurden, kognitive Leistungsstörungen im Zusammenhang mit ausgeprägter Negativsymptomatik fanden, zeigen unsere Ergebnisse Störungen kognitiver Funktionen im Zusammenhang mit akuter desorganisierter oder wahnhaft-halluzinatorischer Symptomatik. Die Korrelationen der Symptomatik mit kognitiven Leistungen werden vor dem Hintergrund neuraler Hypothesen schizophrener Symptomatik diskutiert. In zukünftigen Studien zu Auffälligkeiten in der Hirnaktivität schizophrener Patienten sollte das dreidimensionale Modell schizophrener Symptomatik berücksichtigt werden.

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