Fortschr Neurol Psychiatr 1999; 67(6): 249-255
DOI: 10.1055/s-2007-994973
ORIGINALARBEIT

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Induziertes Irresein, Folie à deux und gemeinsame psychotische Störung

Verschiedene Konzepte und ein Fallbeispiel auf MallorcaCommunicated Insanity, Folie à deux And Shared Psychotic DisorderDifferent Concepts and A Case In MallorcaD.  Arenz1 , A.  Stippel2
  • 1Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Köln
  • 2Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Bonn
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Publication History

Publication Date:
08 January 2008 (online)

Abstract

Following an earlier description of the psychopathological conceptions of "communicated insanity" we focus on a remarkable difference concerning the development of the historical terminology. The current operarationalized definition is oriented at the originally French conception of the "folie à deux" which includes an adoption of certain delusional ideas by an intimate other. Compared with that, in the German psychopathological tradition those cases were also included in the conception of the "induziertes Irresein", in which the shocking experience of another's psychosis may cause a psychotic illness of somebody else. In modern psychiatric terminology this kind of "induction" is rather disregarded. We report a case of an induced psychosis in two women and give particular attention to the German psychopathological tradition because of still existing clinical relevance.

Zusammenfassung

Im Anschluß an eine frühere Darstellung der psychopathologischen Konzepte des induzierten Irreseins wird in dieser Arbeit auf einen bemerkenswerten Unterschied in der psychiatriehistorischen Begriffsentwicklung aufmerksam gemacht. Die heute geltende operationale Definition ist ganz am französischen Ursprungskonzept der ,,folie à deux" orientiert und hebt damit im wesentlichen auf Übernahme eines bestimmten Wahnsystems durch eine nahe Bezugsperson ab. Demgegenüber wurden in der deutschen psychopathologischen Tradition unter den Begriff des ,,induzierten Irreseins" auch Fälle gefaßt, bei denen die emotionale Erschütterung durch das Erlebnis der psychotischen Erkrankung eines anderen Menschen zu einer eigenen psychotischen Störung führt. Diese in der heutigen psychiatrischen Terminologie nicht mehr speziell berücksichtigte Möglichkeit der ,,Induktion" wird anhand eines Fallbeispiels dargestellt und hinsichtlich ihrer nach wie vor gegebenen klinischen Relevanz diskutiert.

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