Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1998; 33(11): 715-721
DOI: 10.1055/s-2007-994842
Originalia

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kontinuierliche Verbesserung in der anästhesiologischen Qualitätsdokumentation

Continuous improvement in Anesthesiological Quality DocumentationA. Junger1 , Ch. Veit2 , Th. Klöss1 , 2
  • 1Abteilung für Anaesthesiologie und operative Intensivmedizin, Allgemeines Krankenhaus Harburg (Ltd. Arzt: Priv.-Doz. Dr. Th. Klöss)
  • 2Arbeitsgemeinschaft Externe Qualitätssicherung Hamburg (EQS) Projektgeschäftsstelle (Leiter: Dr. Ch. Veit), Fachgremium Anästhesiologie (Vorsitzender: Priv.-Doz. Dr. Th. Klöss)
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Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Arbeit: Bei der Analyse von Ergebnisvarianzen im Rahmen eines Qualitätsvergleichs anästhesiologischer Abteilungen war aufgefallen, daß meist die ASA-Klassifikation der relevanteste Parameter zur Differenzierung von Risikogruppen ist. Daher wurde in einer Untersuchung die gleichzeitige Abbildung des Risikoniveaus von Patienten durch die ASA-Klassifikation sowie durch spezielle Risikoeinschätzungen kritisch hinterfragt. Getestet wurde die Hypothese, daß die parallele Dokumentation beider Parametergruppen im Rahmen der durchgeführten Qualitätsvergleiche keinen relevanten Informationsgewinn bringt. Als praktische Konsequenz wird die Möglichkeit einer Straffung des DGAI-Kerndatensatzes gesehen mit einer deutlichen Reduzierung des Erhebungsaufwands. Methode: Mittels maschinenlesbarer Protokolle oder per Online-Erfassung am Computer wurden seit 1992 die in Hamburg stationär erbrachten Narkosen nahezu vollständig nach dem DGAI-Kerndatensatz dokumentiert und an die Projektgeschäftsstelle der EQS Hamburg weitergeleitet. Auf der Basis dieses Datenpools verglichen wir bei elektiven Narkosen die prädiktorische Mächtigkeit einzelner Risikoeinschätzungen des Kerndatensatzes für das Auftreten von AVBs (Schweregrad 3 - 5) mit derjenigen der ASA-Klassifikation. Ergebnisse: Bei 257 878 elektiv durchgeführten Narkosen wurden in 14,5 % der Fälle AVBs dokumentiert. Bis auf eine Ausnahme konnte für keine spezielle Risikoeinschätzung eine signifikant größere Differenzierungspotenz bezüglich des Auftretens von AVBs im Vergleich zur ASA-Klassifikation nachgewiesen werden. Dies gilt insbesondere auch für die AVBs Dekompensierte Herzinsuffizienz, Myokardinfarkt, Lungenembolie und Kreislaufstillstand, die mit einer besonders hohen Letalität einhergehen. Schlußfolgerung: Wir sind der Ansicht, daß man im Rahmen von Qualitätsvergleichen ohne wesentlichen Informationsverlust auf die Erhebung der speziellen Risikoeinschätzungen des Kerndatensatzes als Prädiktoren verzichten kann. Dies wäre ein erster Schritt zur Reduzierung der Daten der Qualitätssicherung auf einen Kern besonders aussagekräftiger Parameter und damit zur Erhöhung der Akzeptanz des Verfahrens und der Validität seiner Ergebnisse.

Summary

Objective: The analysis of result variation in quality benchmarking projects in anaesthesia showed that ASA classification was often the most relevant parameter in distinction of risk groups. Thus the parallel description of the risk level of a patient both with the ASA classification and with particular risk parameters was examined critically. The hypothesis was tested that the documentation of both parameter groups in the running quality benchmarking projects does not lead to relevant information gain. As a pragmatic consequence we see the possibility to reduce the core dataset with significant reduction of the documentation workload. Methods: With machine readable protocols or online computer documentation nearly all anaesthesias in hospitals in Hamburg were documented with the DGAI core data set and transferred to the project office of EQS Hamburg since 1992. We compared the predictory power of single and combined risk assessments for the incidence of particular AVBs (grade 3 to 5) in elective anaesthesias with that of ASA-classification. Results: In 257 878 elective anaesthesias AVBs were documented in 14.5 % of cases. Besides one exception no superior prediction power for AVB incidence could be demonstrated for any special risk assessment as compared with the ASA-classification. This is also true for the AVBs decompensated cardiac insufficiency, myocardial infarction, pulmonary embolism and cardiac arrest which are associated with high lethality. Conclusion: We assume that the documentation of risk factors in the core data set as predictors can be abandoned without major loss of information. This would be a first step towards reduction of the amount of data in quality assurance to get a core of especially meaningful parameters. It would lead to an increase in acceptance of the method and thus to an increase in the validity of its results.

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