DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2007; 5(04): 6
DOI: 10.1055/s-2007-993804
Science
Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart

Müsli gegen Spina bifida

K. L. Resch
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Publication Date:
05 November 2007 (online)

Kommentar

Die Spina bifida ist die häufigste frühkindliche Missbildung. Sie macht die Betroffenen trotz bemerkenswerter Fortschritte in der chirurgischen Versorgung wie der Rehabilitation zu schwer Behinderten mit erheblichen funktionellen Einschränkungen und damit der Lebensqualität. Schon lange weiß man, dass auch eine gesunde, „ausgewogene” Ernährung der Mutter keine ausreichende Vorsorge gegen diese Fehlbildung ist. Obst und Gemüse enthalten häufig viel weniger Folsäure als sie laut Lehrbuch sollten. Auch kommt die zusätzliche Einnahme von Folsäurepräparaten, wenn eine Frau feststellt, dass sie schwanger ist, in aller Regel schon zu spät, da zu diesem Zeitpunkt der Embryonalentwicklung der Verschluss des Neuralrohres bereits abgeschlossen ist. Die Idee, ein Grundnahrungsmittel mit zusätzlicher Folsäure anzureichern, wurde inzwischen von mehreren Ländern umgesetzt. In Europa setzen hier die Ungarn mit der Fortifikation von Brot Maßstäbe. In den USA stellen Forscher inzwischen fest, dass die Allgemeinversorgung inzwischen so gut ist, dass sie kaum noch Studien zum Folsäuremangel durchführen können. In (Süd-)Deutschland konnte mit Einführung der Jodierung von Speisesalz ähnliches be-obachtet werden. Da es aber bei uns nicht danach aussieht, als ließe sich der Gesetzgeber von den guten Beispielen in Sachen Folsäure-Fortifikation beeindrucken, bleibt nur die Individualprophylaxe. Die funktioniert zwar ziemlich schlecht, wie entsprechende Studien zeigen, aber man sollte nichts unversucht lassen.

Osteopathen, die vielen Menschen helfen können, aber angesichts der irreversiblen strukturellen Schäden bei der Spina bifida therapeutisch wohl auch nur begrenzt erfolgreich sein können, könnten hier einen anderen Trumpf einsetzen: ihre besonders gute therapeutische Beziehung. Es gilt, jeder Frau, die theoretisch Kinder bekommen kann, bei jeder Gelegenheit ans Herz zu legen, „sicherheitshalber” zusätzlich Folsäure zu sich zu nehmen. Das geht durch gezielte Auswahl der Nahrungsmittel (in der Praxis oft schwierig), Folsäurepräparate (konsequente Einnahme in der Praxis ebenfalls oft schwierig) oder bestimmte Getränke, die zusätzlich Folsäure enthalten (beim Einkaufen dran denken reicht hier meist schon aus...).

K. L. Resch

 
  • Referenz

  • 1 Wals P De, Tairou F, Allen MI Van, Uh SH, Lowry RB, Sibbald B, Evans JA, den Hof MC Van, Zimmer P, Crowley M, Fernandez B, Lee NS, Niyonsenga T.. Reduction in Neural-Tube Defects after Folic Acid Fortification in Canada. N Engl J Med 2007; 42