Zusammenfassung:
Die Unterschenkelfrakturrate im alpinen Skilauf verläuft seit der Skisaison 1970/71
rückläufig. Sie scheint sich aber nun seit 1982/83 bei 4 % der verletzten Skifahrer
einzupendeln.
In dieser Studie wurden 266 Unterschenkelfrakturen, die im Zeitraum vom 1. 10. 1982
bis zum 1. 1. 86 an der Univ.-Klinik für Unfallchirurgie Innsbruck behandelt wurden,
analysiert. Bei der Aufteilung der Unterschenkelfrakturen in einzelne Frakturtypen
fällt besonders die hohe Anzahl der hinteren Schuhrandbrüche auf. 82,1 % der offenen
Unterschenkelfrakturen entfallen auf diesen Biegungsbruch mit dorsalem Keil. Anhand
der radiologischen Beurteilung der Frakturform und der persönlichen Unfallschilderungen
der Patienten wird der Sturzmechanismus eruiert. Der hintere Biegungsbruch im Bereich
des Überganges mittleres-distales Unterschenkeldrittel ist die Folge eines Sturzes
nach hinten, wobei der Vorderregler bei den marktgängigen Skisicherheitsbindungen
den Skischuh in der Sagittalebene nach oben nicht freigibt. Der hohe harte Hochschaftstiefel
leistet beim Sturz nach hinten keine Dämpfungsarbeit. Auch fällt der sogenannte “Schutzeffekt”
der beugeseitigen Wadenmuskulatur beim Sturz nach rückwärts weg. Die Altersgruppe
zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr weist den größten Anteil an dieser Bruchform auf.
Es wird zur Vermeidung dieser schweren Unterschenkelverletzungen ein Vorderregler
gefordert, der sowohl in der Transversalebene als auch in der Sagittalebene, also
multidirektional, auslösen kann.
Abstract
Lower leg fractures have decreased in number in alpine skiing since the winter season
1970/71. Yet it seems that the fracture rate remains at a 4 % level since 1982/83.
In this study we analysed 266 lower leg fractures treated in a period between october
1982 to october 1986 at the Department of Traumatology of the University of Innsbruck.
When listing up the various types of lower leg fractures the numerous posterior boot
top fractures were evident. These bending fractures with a dorsal wedge make up 82.1
percent of the open lower leg fractures.
Radiological evaluation of the fracture type and the personal accident description
give evidence of the fall mechanism. The dorsal bending fracture at the crossing of
the middle to the distal third of the tibia is caused by a backward fall when the
toepiece of the today's ski-binding does not release the ski boot in the vertical
plane. The high and stiff ski boot has no protective function in a backward fall and
the so called “safety effect” of the calf muscles is not effective in such a case.
This fracture occurs mainly in the 20 to 25 years age group.
To avoid such serious lower leg fractures a toepiece of the ski-binding has to be
found which releases not only in the transversal plane but also in the vertical plane,
that is multidirectionally.