Diabetes aktuell 2007; 5(5): 225
DOI: 10.1055/s-2007-993267
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Diabetes und Schilddrüsen-Dysfunktion - TSH-Screening mindestens einmal jährlich

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Publication Date:
31 October 2007 (online)

 

Diabetiker leiden häufig an einer weiteren endokrinologischen Erkrankung, etwa an einer Hyper- oder Hypothyreose. Zum Einen kann eine permanent schlechte Glukoseeinstellung die Schilddrüsenhormone verändern, zum Anderen kann eine Dysfunktion der Thyreoidea den Glukosemetabolismus entgleisen lassen. Daher sollten mindestens einmal jährlich als Screening das Serum-TSH und die für die Autoimmun-Thyreoiditis spezifischen Antikörper bestimmt werden, empfahl Dr. T. Siegmund, München-Bogenhausen.

Beim Diabetiker mit entgleistem Metabolismus und Hyperthyreose muss immer die Diabetestherapie intensiviert werden. Für insulinpflichtige Patienten bedeutet das, die täglichen Insulindosen deutlich zu erhöhen bzw. das Insulinregime zu intensivieren. Diabetiker, die orale Antidiabetika erhalten, sind nahezu ausnahmslos wenigstens vorübergehend auf Insulin umzustellen. Ist die Hyperthyreose behoben, kann man wieder auf die zuvor praktizierte Diabetestherapie zurückgreifen.

Bei einem Nicht-Diabetiker, der an manifester Hypothyreose leidet, signalisiert der orale Glukosetoleranztest auffällig reduzierte Blutzuckerwerte. Bei einem Diabetiker reicht bereits eine subklinische Hypothyreose aus, um über einen sinkenden Insulinbedarf und eine vermehrte Insulinsensitivität das Auftreten von Hypoglykämien massiv zu verstärken. Hier kommt es entscheidend darauf an, die Hypothyreose durch Substitution mit Hormonen wie Levothyroxin (Euthyrox®) zu korrigieren. Dann geht die Zahl der hypoglykämischen Episoden signifikant zurück.

Als häufigste Ursache einer Hypothyreose gilt hierzulande die Autoimmun-Thyreoiditis, die sich meist in ihrer atrophischen Form manifestiert. Die Prävalenz ist bei Typ-1-Diabetikern drei- bis fünfmal höher als bei Menschen ohne Autoimmun-Endokrinopathie. Zudem befällt die Autoimmun-Thyreoiditis Frauen bis zu zehnmal häufiger als Männer. Das heißt, dass auch bei Typ-2-Diabetikern, und vor allem bei Frauen über 50, das Risiko einer Hypothyreose infolge eines autoimmunen Prozesses in der Thyreoidea erheblich gesteigert ist.

Bekannt ist ferner, dass bei Typ-1-Diabetikerinnen relativ oft eine Post-Partum-Thyreoiditis auftritt. Bei 30 bis 50 % stellt sich langfristig eine permanente Hypothyreose ein. 2,5 bis 3,0 mU/L markieren die Obergrenze des Serum-TSH-Werts. Bereits ab diesem Grenzwert liegt eine subklinische Hypothyreose vor, bei der eine Substitution angezeigt ist. Damit lässt sich auch das kardiovaskuläre Risikoprofil vorteilhaft beeinflussen. Schon die subklinische Hypothyreose allein erhöht das kardiovaskuläre Risiko. Kommen dann noch weitere Risikofaktoren wie ein Diabetes mellitus hinzu, rät Prof. G. Parhofer, München, aus lipidologischer Sicht zur Substitutionstherapie mit Levothyroxin. Dann sinkt insbesondere das erhöhte LDL-Cholesterin.

Karl B. Filip

Quelle: 5. Münchner Schilddrüsen-Symposium "Schilddrüsenfunktionsparameter TSH: Zentrale Bedeutung zur differentialdiagnostischen Beurteilung endokriner und internistischer Erkrankungen", München, 18. Juli 2007; Veranstalter: Merck Pharma GmbH, Darmstadt

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