Diabetes aktuell 2007; 5(5): 196
DOI: 10.1055/s-2007-993254
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Mäuse erfolgreich behandelt - Impfung bei Typ-1-Diabetes

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Publikationsdatum:
31. Oktober 2007 (online)

 

Forscher in Toulouse (Frankreich) und Berlin-Buch haben Mäuse mit Typ-1-Diabetes erfolgreich mit einer Impfung behandelt. Sie haben dazu die Strukturen als Impfstoff eingesetzt, die das Immunsystem bei Typ-1-Diabetes in diesem Modell fälschlicherweise attackiert. Damit haben die Forscher gezeigt, dass es prinzipiell möglich ist, Autoimmunerkrankungen, ursächlich durch Ausbildung "aktiver Toleranz" zu therapieren. Das Immunsystem wird dabei so aktiviert, dass es körpereigene Strukturen nicht mehr angreift, sondern wieder toleriert. Die Arbeit von Dr. Roland S. Liblau von INSERM ((Institut national de la santé et de la recherche médicale) an der Purpan- Universitätsklinik in Toulouse, und Dr. Kirsten Falk sowie Dr. Olaf Rötzschke vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch ist online in den amerikanischen Proceedings der National Academy of Scienes (PNAS)[1] erschienen.

Bei Typ-1-Diabetes zerstören irregeleitete T-Zellen des Immunsystems die Zellen der Bauchspeicheldrüse. Im Versuch mit Mäusen hatten Dr. Falk und Dr. Rötzschke vor einiger Zeit nachgewiesen, dass es möglich ist, das fehlgeleitete Immunsystem zu hemmen. Sie hatten Mäuse mit modifizierten Strukturen des Organs geimpft, gegen die das Immunsystem Amok läuft. Die MDC-Forscher konnten zeigen, dass die Tiere mit Hilfe aneinander verknüpfter identischer Kopien dieser körpereigenen Antigene vor der Autoimmunerkrankung geschützt sind. Allerdings war nicht klar, worauf dieser Schutzmechanismus beruht.

Jetzt haben die beiden MDC-Forscher zusammen mit Dr. Liblau aus Toulouse nachweisen können, dass der schützende Effekt der Impfung auf der Aktivierung von Suppressorzellen des Immunsystems beruht. Suppressorzellen unterdrücken T-Zellen, hemmen dabei jedoch ganz spezifisch nur die T-Zellen, die körpereigenes Gewebe angreifen. T-Zellen, die fremde Strukturen wie Viren oder Bakterien attackieren, bleiben von diesen Suppressorzellen unbehelligt. Das Immunsystem ist damit wieder in der Lage, körpereigene Strukturen als "eigen" zu erkennen und zu tolerieren. Damit haben Suppressorzellen für die Immunologie erneut an Bedeutung gewonnen, betont Dr. Rötzschke. Der Immunologe ist davon überzeugt, dass die Unterdrückung unerwünschter Immunreaktionen durch entsprechende Impfungen mit körpereigenen Antigenen grundsätzlich die Möglichkeit eröffnet, künftig nicht nur Typ-1-Diabetes, sondern auch andere Autoimmunerkrankungen vorbeugend und auch nach Ausbruch zu behandeln.

gb

Quelle: Pm Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)

01 Piaggio E, Cassan C, Cabarrocas J, Hofstätter M, Desbois S, Rötzschke O, Falk K, Liblau RS. Multimerized T cell epitopes protects from experimental autoimmune diabetes by inducing dominant tolerance

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