Diabetes aktuell 2007; 5(5): 187
DOI: 10.1055/s-2007-993078
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Große Probleme der Kleinen - Diabetes bei Kindern und Jugendlichen

Antje Bergmann, Peter E. H. Schwarz
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Oktober 2007 (online)

Dieses Heft hat die kleinen Diabetiker im Mittelpunkt. Kinder mit Diabetes mellitus Typ 1 oder 2 bilden einen nicht geringen Anteil der chronisch Erkrankten unter 18 Jahren. Das Kind im Umfeld seiner Familie beschäftigt auch uns Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner.

Interessante aktuelle Studien belegen, dass schon im Kindes- und Jugendalter die stammbetonte Adipositas ein wesentlicher Risikofaktor für die Entwicklung einer arteriellen Kalzifikation der Koronarien ist (Lee CD, Jacobs DR, Schreiner PJ, et al. Am J Clin Nutr 2007; (86 (1): 48-54).

Massive epidemiologische Veränderungen kommen auf uns zu. Wie Thomas Reinehr aus Witten/Herdecke in seiner Übersichtsarbeit beschreibt, zeigten die letzten zehn Jahre weltweit einen Anstieg der Manifestation des Typ-2-Diabetes bereits im Jugendalter, parallel zur Zunahme der Adipositas. Auch in Deutschland steigt die Prävalenz des Typ-2-Diabetes (T2DM) bei Kindern und Jugendlichen an (2,36 pro 100000). In den USA ist die Prävalenz noch höher als bei uns (Prävalenz 1-2:1000 bei Kaukasiern bis zu 50:1000 bei Pima-Indianern). Ein weiterer volkswirtschaftlich nicht zu unterschätzender Faktor ist dabei die monetäre Seite des juvenilen Typ-2-Diabetes. Die Kosten wurden auf 1,4 Millionen Euro für das Jahr 2003 geschätzt und eine Zunahme auf 92,1 Millionen Euro jährlich vorausgesagt.

Nach der Epidemiologie geht es in unserem Heft um spezielle Probleme mit Kindern und Jugendlichen. Holger Wichmann, Dipl.-Psychologe und Psychotherapeut aus Bad Lauterberg, beschäftigt sich mit dem Spannungsfeld „Diabetes - Pubertät und Motivationsprobleme”.

Die vielfältigen körperlichen, seelischen und emotionalen Veränderungen in der Pubertät sind für „Betroffene” oft schwer zu durchschauen und zu ertragen. „Das Leben wird zu einer Baustelle, häufig herrscht das Chaos”, schreibt der Autor. Wie dem begegnen? Patentlösungen gibt es nicht, aber Anregungen und mögliche Interventionen werden dargelegt.

Dass eine familientherapeutische Intervention die Stoffwechsellage verbessern hilft, belegte unlängst eine erste randomisierte kontrollierte Studie aus Irland zu diesem Thema (Keogh KM, White P, Smith SM, et al. BMC Fam Prac 2007; 27 (8): 36). Deshalb wählten wir den dritten wichtigen Aspekt in diesem Heft: Die Familie. Emilio Serra aus Tübingen zeigt an praktischen Beispielen, wie die Eltern-Kind-Arzt-Beziehungen in die Therapie einfließen, sie bestimmen und leiten können. Komplexe familiäre Interaktionen und Beziehungen werden beleuchtet. In seiner Arbeit werden Kategorien und Modelle vorgestellt, die helfen können, überraschende und/oder verwirrende Interaktionen und Beziehungsangebote einzuordnen und besser zu verstehen.

In Zeiten des World Wide Web (www) existieren zahlreiche Internetadressen und Links zum Thema und bilden mehr oder weniger gute Plattformen zum Informationsaustausch. Bilden sie sich darüber ruhig Ihre eigene Meinung, Ihre diabetischen Kinder in der Praxis werden dies auch tun. Die Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie www.diabetes-kinder.de hat eine übersichtliche und stets aktualisierte Homepage, hineinschauen lohnt sich. Seien Sie Ihren jungen und gut informierten Patienten einen Schritt voraus und „googeln” Sie (z.B. www.diabetes-kids. de/informationen.html).

Was können Sie den jungen Diabetikern mit auf den Weg geben? Ein Pionier der Diabetestherapie, E.-P. Joslin, sagte: „Der Diabetes soll nicht Dich beherrschen, sondern Du den Diabetes!”

In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen!

Dr. med. Antje Bergmann
Dr. med. Peter E. H. Schwarz

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