Klin Monbl Augenheilkd 2007; 224 - R1
DOI: 10.1055/s-2007-992935

Stellenwert unterschiedlicher perimetrischer Verfahren in der Glaukomdiagnostik

C Erb 1
  • 1Augenabteilung Schlosspark-Klinik Berlin

Die Weiß-Weiß-Perimetrie (WWP) gilt heute als goldener Standard in der Beurteilung von Gesichtsfeldschäden in der Glaukomdiagnostik. Für sie gibt es die meisten Spezialprogramme, die beste Software in der Verlaufs- und Progressionsanalyse sowie die längste Erfahrung. Dennoch bleiben vor allem im Frühstadium eines Glaukoms erste Gesichtsfelddefekte in der WWP verborgen, da durch den unspezifischen achromatischen Reiz viele unterschiedliche Ganglienzellpopulationen angesprochen werden. Dadurch werden Störungen kompensiert, und erst bei mittlerer Schadensausprägung kommt es zu ersten Skotomen. Aus diesem Grund wurden in den letzen Jahren neue perimetrische Verfahren entwickelt, um speziell in der Frühdiagnostik eines Glaukoms sensitiver zu sein als die WWP. Die Grundlage dieser Perimetrievarianten liegt in der Hypothese der reduzierten Redundanz. Darunter versteht man das Phänomen, dass kleine Zellpopulationen bei Beeinträchtigungen weniger gut in der Lage sind, diese ausreichend kompensieren zu können, so dass bereits früh Funktionsstörungen entstehen. Beispielsweise sind es bei der Frequenzverdopplungsperimetrie (FDP) die M-γ-Zellen, eine Untergruppe des magnozellulären Zellsystems, sowie in der Blau-Gelb-Perimetrie die Blauzapfen. Mithilfe dieser Perimetrie-Sonderformen können erste Gesichtsfelddefekte um 1 bis 3 Jahre früher entdeckt werden als mit der WWP. Zusammenfassend ist erst durch die Kombination verschiedener Perimetrie-Techniken eine ausreichend frühe und sichere Detektion von glaukomatösen Gesichtsfeldausfällen wie auch der Progression möglich. Dadurch kann ein erheblicher Zeitgewinn erzielt werden und die Lebensqualität des Glaukom-Patienten verbessert werden.