Rofo 2007; 179(11): 1110-1111
DOI: 10.1055/s-2007-992844
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Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage 2005/2006 - Pädiatrische CT-Expositionspraxis in Deutschland

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Publikationsdatum:
23. Oktober 2007 (online)

 

In den letzten Jahren gab es in der Bundesrepublik Deutschland intensive Bemühungen, die Patientendosis bei CT-Untersuchungen von Kindern und Jugendlichen zu senken. Die Medizinische Hochschule Hannover hat im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und in Absprache mir der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Radiologie in der DRG eine bundesweite Erhebung zur pädiatrischen CT-Expositionspraxis in Deutschland durchgeführt.

Computertomografische Untersuchungen ermöglichen im Vergleich zu herkömmlichen Röntgenaufnahmen bei einer Vielzahl von Fragestellungen eine deutlich verbesserte Diagnostik, die aber mit einer höheren Strahlenexposition einhergeht. In gewissem Umfang wird diese Technik auch bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt, die im Vergleich zu Erwachsenen wesentlich sensibler auf Strahlung reagieren. Aufgrund ihrer geringeren Körperabmessungen könnten CT-Untersuchungen in dieser Patientengruppe mit verringerten Dosiseinstellungen vorgenommen werden. Untersuchungen in den USA zeigten jedoch, dass - zumindest vor einigen Jahren - von dieser Möglichkeit nicht regelmäßig Gebrauch gemacht wurde und viele Untersuchungen mit unnötig hohen Dosiswerten erfolgten.

Angesichts der intensiven Bemühungen zur Verringerung der Patientendosis bei CT-Untersuchungen, die in den letzten Jahren in der Bundesrepublik unternommen wurden, gibt es zwar Grund zu Annahme, dass dies hierzulande nicht der Fall ist. Eindeutig belegen ließ sich diese Vermutung aber nicht. Daher wurde von der Medizinischen Hochschule Hannover im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und in Absprache mir der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Radiologie in der DRG im Zeitraum September 2005 bis Mai 2006 eine bundesweite Erhebung zur pädiatrischen CT-Expositionspraxis in Deutschland durchgeführt (Vorhaben StSch 4470 "Ermittlung repräsentativer Daten der Patientenexposition bei häufigen pädiatrischen CT-Untersuchungen zur Festlegung von diagnostischen Referenzwerten").

Die Umfrage erfolgte in Form einer Fragebogenaktion, bei der zunächst 1640 Betreiber von CT-Geräten in Krankenhäusern und privaten Praxen angeschrieben und um Angaben zu Untersuchungshäufigkeiten für 5 Untersuchungsarten, unterteilt in 5 Altersgruppen, gebeten wurden. In einer zweiten Umfrageaktion wurde anschließend eine ausgewählte Anzahl von 72 Instituten, die in größerem Umfang pädiatrische CT-Untersuchungen vornehmen und insgesamt mehr als 2 Drittel des gemeldeten Untersuchungsvolumens abdecken, detailliert nach den von ihnen verwendeten Expositionsdaten befragt. Aus diesen Angaben ließen sich je nach Gerätetyp und Altersgruppe die zugehörigen Dosiswerte (CTDIvol, Dosislängenprodukt, Effektivdosis) ermitteln. Pädiatrische CT-Untersuchungen werden überwiegend in universitären Einrichtungen und mit Geräten neuester Bauart vorgenommen (Mehrschicht-Spiralscanner mit Festkörperdetektor und Dosisanzeige, häufig auch mit Dosisautomatiken ausgestattet).

Der erste Teil der Umfrageaktion erbrachte, dass sich der Anteil pädiatrischer Untersuchungen am Gesamtuntersuchungsaufkommen in der CT auf lediglich 1% beläuft. Dieser Wert liegt weit unter dem internationalen Durchschnitt (rund 6%) und kann als Zeichen für eine sorgfältige Indikationsstellung gewertet werden. Die Untersuchungshäufigkeiten verteilen sich gleichmäßig auf die Altersgruppen 0-5 Jahre, 6-10 Jahre und 11-15 Jahre. Mehr als die Hälfte aller Untersuchungen betreffen mit dem Kopfbereich eine vergleichsweise weniger strahlensensible Körperregion, gefolgt von Thorax (17%) und Gesamtabdomen (7%). Das Gesamtabdomen, d. h. die Untersuchungsart mit der höchsten Strahlenexposition, ist bei Erwachsenen mit einem Anteil von rund 25% dagegen wesentlich häufiger vertreten.

Alle Umfrageteilnehmer nahmen eine Anpassung der Expositionsparameter an das Alter bzw. das Körpergewicht der Patienten vor, d. h. mit abnehmendem Alter bzw. Gewicht ergaben sich - wie aus Abb. [1]-[3] ersichtlich - entsprechend reduzierte Effektivdosiswerte. Hinsichtlich der Art und Weise, wie diese Anpassung erfolgen sollte, existieren in der Fachliteratur eine Vielzahl von Empfehlungen mit einer erheblichen Bandbreite der daraus resultierenden Dosiswerte. Im Mittel wird die Anpassung durch die Teilnehmer der Umfrage in einer moderaten Form vorgenommen, die im Einklang mit entsprechenden Empfehlungen führender radiologischer Institutionen ist (z. B. Charité Berlin, Technische Universität Aachen) und eine angemessene Bildqualität gewährleistet.

Effektivdosiswerte für Hirnschädel, Thorax und Gesamtabdomen.

Automatische Dosisanpassung erwies sich im Mittel nicht als vorteilhafter. Vielmehr fielen die Dosiswerte bei Verwendung von Dosisautomatiken je nach Untersuchungsart leicht bis signifikant höher aus als bei manuell vorgenommener Anpassung. Grund hierfür ist die noch fehlende Praktikabilität einiger Fabrikate, die sich im pädiatrischen Anwendungsbereich besonders stark auswirkt.

Ein ausführlicher Report, der neben umfangreichem Zahlenmaterial auch Vorschläge für Dosisreferenzwerte und Hinweise zur Optimierung der Expositionsparameter bereitstellt, kann unter www.drg-apt.de bzw. www.mh-hannover.de/7965.html als PDF-Datei kostenlos abgerufen werden.

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