Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2007; 17 - A29
DOI: 10.1055/s-2007-992681

Die motorische Grundeigenschaft Kraft und deren Beziehungen zur Lebensqualität bei männlichen Patienten mit Karzinomerkrankungen

A Pourkarami 1, B Mähr 1, M Keilani 1, C Zorn 1, I Riener 1, V Fialka-Moser 1, R Crevenna 1
  • 1Univ. Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Medizinische Universität Wien

Frage: Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Beschreibung der motorischen Grundeigenschaft “Kraft“ und deren Beziehungen zur Lebensqualität bei männlichen Patienten mit für Männer typischen Karzinomerkrankungen.

Methode: In die vorliegende Untersuchung wurden 55männliche Patienten (n=55, 64±8, 46–77 Jahre) eingeschlossen. Alle litten an einer für Männer typischen Karzinomerkrankung, einerseits am Prostatakarzinom (n=38; St. p. Radikaler Prostatektomie mit dem Symptom der Inkontinenz) und andererseits an Kopf- Hals- Karzinomen (n=17; Patienten mit Larynxkarzinomen und/oder Pharynxkarzinomen).

Assessment: Dokumentation wesentlicher demographische Parameter (wie

z.B. Alter, Body Mass Index/BMI). Erfassung der motorischen Grundeigenschaft “Kraft“ mittels mechatronischer isokinetischer Dynamometrie (mittels Biodex 3,

Biodex Medical Systems Inc. NY) der das Kniegelenk bewegenden

Oberschenkelmuskulatur (Extensoren und Flexoren des Kniegelenks).

Ausgewertet wurden die Parameter “Peak Torque“ (Maximales

Drehmoment) und “Power“ (Kraftleistung) bei Winkelgeschwindigkeiten von 60°/s (spricht für die motorische Grundeigenschaft “Kraft“) und 240°/s (spricht eher für die “Kraftausdauer“).

Die Evaluierung der Lebensqualität erfolgte unter Verwendung des SF-36

Health Survey.

Statistik: Als statistisches Verfahren wurde der Mann-Whitney-U-Test eingesetzt, wobei das Signifikanzniveau auf p < 0,05 festgelegt wurde.

Ergebnis: Bezüglich des BMI gab es keine signifikanten Unterschiede, bezüglich des Alters waren die Prostatakarzinompatienten signifikant älter (p=0,003).

Bei einer Winkelgeschwindigkeit von 60°/s ergaben sich folgende Resultate:

Für “Peak torque“ zeigten die Patienten mit Prostatakarzinom signifikant bessere Ergebnisse für die Extensoren (p=0,033) und die Flexoren (p=0,049). Bezüglich des Parameters “Power“ ergaben sich für die Prostatakarzinompatienten sowohl für die Extensoren (p=0,018) als auch die Flexoren (p=0,046) signifikant bessere Werte.

Bei einer Winkelgeschwindigkeit von 240°/s ergaben sich folgende Resultate:

Für den Parameter “Peak Torque“ zeigten die Prostatakarzinompatienten für die Extensoren (p=0,005) und Flexoren (p=0,018) signifikant bessere Werte. Für den Parameter “Power“ ergaben sich ebenfalls für die Prostatakarzinompatienten sowohl bei der Messung der Extensoren (p=0,004) als auch der Flexoren (p=0,026) signifikant bessere Ergebnisse. Der Parameter „Endurance Ratio“ zeigte bei dieser Winkelgeschwindigkeit keinen signifikanten Unterschied.

Die Ergebnisse des SF-36 Health Survey zeigten bezüglich der Parameter

“Bodily pain“ (p=0,032) und “Physical performance“ (p=0,030) signifikante

Unterschiede zugunsten der Prostatakarzinompatienten.

Diskussion: Die Ergebnisse dieser Untersuchung weisen darauf hin, dass (signifikant ältere) Prostatakarzinompatienten signifikant bessere Werte für die Parameter “Kraft“ und “Kraftausdauer“ der Knie bewegenden Oberschenkelmuskulatur aufweisen können als jüngere Patienten mit Larynx- und Pharynxkarzinomen. Weiters weisen die Ergebnisse darauf hin, dass männliche Karzinompatienten mit besseren Werten in den motorischen Grundeigenschaften “Kraft“ und “Kraftausdauer“ auch eine (in manchen Domänen) höhere Lebensqualität haben können.