Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2007; 17 - A27
DOI: 10.1055/s-2007-992679

Vorort-Betreuung von Enduro-Fahrern beim Erzbergrodeo – Versuch eines mechanischen und thermotherapeutischen Ansatzes

K Pieber 1, M Sabeti-Ashraf 1, A Pourkarami 1, K Hohenstein 1, R Crevenna 1
  • 1Univ. Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Univ. Klinik für Orthopädie, Medizinische Universität Wien, Sozialmedizinisches Zentrum Ost

Frage: Kann unter den Bedingungen einer Renn-Großveranstaltung durch eine mechanische und thermotherapeutische Intervention ein transientes Kompartmentsyndrom und/oder Karpaltunnelsyndrom bei Enduro-Fahrern verhindert werden?

Methode: Setting: Erzberg, Steiermark – eines der größten Enduro-Rennen der Welt (Highspeed Race Erzberg-Königs Klasse 2007– Prolog). Die Enduro-Lenker müssen dabei im Rahmen des Prologs an zwei Tagen jeweils eine Schotterpiste mit einer Streckenlänge von (max.) 13km bergauf möglichst schnell bewältigen.

In die vorliegende Untersuchung wurden 83 Fahrer (n=83; mittleres Alter 33 Jahre, mittlere Körpergröße 179cm, mittleres Körpergewicht 82kg) eingeschlossen. Die Fahrer wurden entsprechend einer Randomisierungsliste der sog. Therapiegruppe bzw. der Kontrollgruppe zugewiesen. Die Therapiegruppe (n=39) umfasste 5 Profi-Rennfahrer, 8 Amateur-Rennfahrer und 26 Hobby-Fahrer, die Kontrollgruppe (Untersuchungspopulation ohne Therapie, n=44) umfasste 7 Profi-Rennfahrer, 8 Amateur-Rennfahrer und 29 Hobby-Fahrer.

Als Intervention(en) wurde den Fahrern der Therapiegruppe mit dem Ziel der Verhinderung eines transienten Karpaltunnelsyndroms ein Protektor im Bereich des Karpaltunnels, sowie zur Verhinderung eines transienten Kompartmentsyndroms eine Kältepackung (Temperatur +4 Grad) im Bereich der volaren Unterarmmuskulatur appliziert. Die Kontrollgruppe erhielt keine Intervention. Die Außentemperatur betrug 30 Grad.

Assessment: Zunächst wurden demographische Daten (wie Alter, Geschlecht, Rennerfahrung, anamnestische Diagnosen eines Karpaltunnelsyndroms bzw. Morbus Raynaud) erfasst. Jeweils vor und nach den beiden Vorläufen wurden Handkraftmessungen unter Verwendung eines analogen Hand-Dynamometers (JAMAR TEC, Clifton New Jersey) durchgeführt. Weiters wurden klinische Provokationstests (Hofmann-Tinel-Zeichen über dem Karpaltunnel und Phalen-Test), sowie Schmerzen im Bereich von Handgelenk bzw. Unterarm mittels VAS-Skala und eine Beobachtung bezüglich Abblassung und Gefühlsstörungen der Finger durchgeführt. Im Ziel wurden die Fahrer bei der allerletzten Untersuchung nach dem 2. Vorlauf noch nach dem subjektiven Benefit durch die Maßnahmen gefragt.

Ergebnis: Die ersten Auswertungen zeigten – wie erwartet –1) eine Verschlechterung sämtlicher untersuchter Variablen im Zeitverlauf von Lauf 1 zu Lauf 2, wobei sich 2) für die Fahrer der Therapiegruppe bezüglich aller untersuchter Variablen ein (tendenzieller) Benefit zu zeigen scheint.

Diskussion: Diese ersten Ergebnisse weisen auf mögliche positive Effekte des Einsatzes eines mechanischen Protektors in Kombination mit Kälteapplikation bei Extrembelastungen im Enduro-Sport hin. Künftige Untersuchungen sollten auf die zugrunde liegenden Mechanismen und Zusammenhänge abzielen.