Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2007; 17 - A20
DOI: 10.1055/s-2007-992672

Transkulturelle Adaptation einer deutschen Version des „Boston Carpal tunnel Syndrome Questionnaire“ zum Einsatz bei Patienten mit Karpaltunnelsyndrom

M Keilani 1, E Pernicka 1, T Paternostro-Sluga 1, T Sycha 1, G Schett 1, K Pieber 1, V Fialka-Moser 1, R Crevenna 1
  • 1Univ. Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Univ. Klinik für Neurologie, Institut für Medizinische Statistik, Univ. Klinik für Innere Medizin III, Immunologie und Onkologie, Medizinische Universität Wien, Universitätsklinikum Erlangen

Frage: Ziel dieser Untersuchung war die transkulturelle Adaptierung des „Boston carpal tunnel syndrome questionnaire“ (BCTQ) zur Verwendung in deutscher Sprache.

Methode: Zur transkulturellen Adaptation des BCTQ, der aus einer Symptomenskala (SS) und einer Funktionskala (FS) besteht, wurden international etablierte Richtlinien für die transkulturelle Adaptation von Fragebogeninstrumenten befolgt. In die vorliegende Studie wurden 53 Patienten (m:f=10:43, 59±14a, range 30–87a) mit Karpaltunnelsyndrom (KTS) eingeschlossen. Nach klinischer Untersuchung und Elektrodiagnostik [mit Messung u.a. der sog. „distalen motorischen Latenz“ (DML) und der sog. „sensibeln antidromen Leitgeschwindigkeit“ (SALG)] wurden die Patienten unter Verwendung der (aus dem Englischen übersetzten) deutschen Version des BCTQ befragt. Zusätzlich wurden die Patienten mit den bereits validierten deutschen Versionen der Fragebogeninstrumente „Disability of the Arm, Shoulder and Hand questionnaire“ (DASH-G) – bestehend aus einer Symptomen-Skala (DASHSS) und einer Funktions-Skala (DASHFS) – und dem „SF-36 Health Survey“ befragt. Außerdem erfolgte eine Erhebung der Beschwerden (Dysästhesien der Hände) mittels visueller Analog Skala (VAS). Schließlich wurden die Patienten 24h nach der ersten Befragung nochmals mittels des BCTQ befragt. Statistisch wurde die interne Konsistenz, die Test-Retest Reliabilität und die Validität des BCTQ bestimmt. Das Signifikanzniveau wurde mit p<0.05 angesetzt.

Ergebnis: Es zeigte sich eine hohe interne Konsistenz (Cronbach Alpha für SS: 0.893, für FS 0.941), sowie eine gute Test-Retest Reliabilität des BCTQ: Test-Retest-Differenz für SS bzw. FS (mean): –0,02±0,16 bzw. –0,09±0,25, 95%iges Konfidenzintervall: –0,08, 0,04 bzw. –0,18, 0,01, Wilcoxon Rangsummentest: p=0,2186 bzw. p=0,0605, Spearman-Korrelationskoeffizient: r=0,98, p<0,0001 bzw. r=0,97, p<0,0001, intra-individueller Klassen Koeffizient: 0,98 bzw. 0,97.

Bei Testung der Validität konnte eine signifikante Korrelation zwischen SS und DASHSS bzw. FS und DASHFS (Spearman-Korrelationskoeffizient: 0,83/p<0,0001, bzw. 0,9/ p<0,0001) gefunden werden, ebenso zwischen SS und DASHFS bzw. FS und DASHSS (Spearman-Korrelationskoeffizient: 0,68/<0,0001 bzw. 0,58/ p<0,0001). Zusätzlich waren signifikante Korrelationen zwischen SS und allen SF-36 Subskalen (Spearman-Korrelationskoeffizient: –0,4 bis –0,73/p=0,0028 bis p<0,0001) bzw. zwischen FS und allen Subskalen (Spearman-Korrelations-Koeffizient: –0,28 bis –0,55/p=0,0455 bis p<0,0001) mit Ausnahme der Subskala „Soziale Kompetenz“ (Spearman-Korrelationskoeffizient: –0,24/p=0,0812) zu finden. SS und DML bzw. SS und SALG zeigten signifikante Korrelationen (Spearman-Korrelationskoeffizient: 0,32/p=0.0173 bzw. –0,28/p=0,0448). Der Zusammenhang zwischen FS und DML bzw. SALG war lediglich tendenziell (Spearman-Korrelationskoeffizient: 0,09/0,5334 bzw. –0,03/0,8351).

Diskussion: Für die vorliegende deutsche Version des BCTQ konnte eine hohe interne Konsistenz, Reliabilität und Validität nachgewiesen werden. Für künftige deutschsprachige klinische Studien kann die Anwendung des Fragebogens als krankheitsspezifisches Instrument empfohlen werden.