Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2007; 17 - A14
DOI: 10.1055/s-2007-992666

Diät und Krebs

E Hütterer 1
  • 1Univ. Klinik für Innere Medizin I, Onkologie, Medizinische Universität Wien

Das Wort diaeta stammt ursprünglich aus dem alt. griech. und seht für gesunde Lebensweise. Seit altersher wurde versucht durch bestimmte Ernährungsmaßnahmen einen Tumor zu heilen. Aber bis heute gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis für die Wirkung einer so genannten Antikrebsdiät.

Aus ernährungsphysiologischer Sicht muss grundsätzlich zwischen Prävention und individueller Therapie bei bestehender Erkrankung unterschieden werden.

Erkrankte benötigen eine diaetologische Ernährungstherapie welche von der Diagnose, derzeitigen sowie geplanten Therapien, Größe, aktuellem Gewicht, Gewichtsveränderungen, individuellen Ernährungsproblemen (Schmerzen, Appetitlosigkeit, Geruchs- sowie Geschmacksveränderungen, Kau- und Schluckstörungen, Obstruktionen im Gastrointestinaltrakt, Übelkeit/Erbrechen, Völlegefühl, Blähungen, Verstopfung, Durchfälle, Ängsten, Verunsicherungen, ...), der tatsächlichen Nahrungsaufnahme sowie ethischen Überlegungen abhängt.

Im Rahmen onkologischer Ernährungstherapie werden anhand einer diaetologischen Anamnese gemeinsam mit den Betroffenen und Angehörigen individuelle Ziele formuliert. Diaetologen helfen anschließend bei der praktischen Umsetzung und evaluieren die Ernährungstherapie.

Die Ziele diaetologischer Ernährungstherapie sind die Verbesserung des Ernährungszustands, Stärkung des Immunsystems, Steigerung der Lebensqualität, Förderung der Therapieverträglichkeit, Reduktion der Krankenhausaufenthalte sowie Senkung der Kosten.

Ein häufiges Problem stellt der Muskel- sowie Gewichtsverlust, die Tumorkachexie, dar. Der Energie- und Nährstoffbedarf onkologischer Patienten liegt bei rund 30kcal/kg KG/d, bei ca. 1g Protein pro kg KG/d, bei 30–40ml Flüssigkeit/kg KG/d sowie Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.

Die Ursachen für die häufig mangelnde Zufuhr finden sich in der Grunderkrankung, der antitumoralen Therapien, Nüchternphasen für Untersuchungen sowie Operationen, dem Angebot sowie der Qualität der Krankenhauskost und psychischen Faktoren. Sehr häufig stellt für Tumorpatienten die Nahrungsaufnahme eine Belastung dar und die Betroffenen überschätzen die tatsächliche Zufuhr.

Während man auf die Veränderungen aufgrund des Tumorstoffwechsels nur sehr wenig Einfluss nehmen kann, muss der Energie- und Nährstoffbedarf immer gedeckt werden, um die negativen Folgen der Kachexie zu vermeiden. Dazu zählen der Gewichtsverlust, Muskelatrophie mit Verlust der Muskelkaft, körperliche Schwäche, reduzierte Belastbarkeit, Stoffwechselveränderungen und damit verminderter Enzymaktivität, verzögerte Wundheilung, Verschiebung des Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes, reduzierte Toleranz gegenüber der onkologischen Therapie, herabgesetzte Immunabwehr, erhöhte Infektanfälligkeit, gesteigerte Mortalität, verminderte Albuminbindung, vermehrte Komplikationen, verlängerte Krankenhausaufenthalte, gesteigerte Kosten und reduzierte Lebensqualität für Betroffene sowie Angehörige.

Aber nicht alle Patienten leiden unter Mangelernährung. So kommt es z.B. beim adjuvaten MammaCa häufig zu einer Gewichtszunahme (Fetteinlagerung), welche mit einer statistisch schlechteren Prognose verbunden ist.

Frühzeitige, kompetente und adäquate diaetologische Ernährungstherapie vermindert Folgekosten in der Behandlung und verbessert die Lebensqualität der Betroffenen.

Literatur: Buchtipp:

Diagnose Krebs – Das große Ernährungsbuch

Essen und Trinken während der Therapie.

Hubert Krenn VerlagsgesmbH, 208 Seiten, broschiert,

ISBN 3–902532–04–1