Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2007; 17 - A6
DOI: 10.1055/s-2007-992658

Effektivität einer intensiven Ultraschallbehandlung bei akuter kalzifizierender Periarthritis des Handgelenks – ein Fallbericht

R Crevenna 1, A Pourkarami 1, M Keilani 1, B Mähr 1
  • 1Univ. Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Medizinische Universität Wien, Therapiezentrum Rosalienhof, Bad Tatzmannsdorf

Frage: Welche Ergebnisse kann eine als intensive Kurzzeit-Intervention durchgeführte Ultraschallbehandlung bei einer akuten kalzifizierenden Periarthritis des Handgelenks (M. flexor carpi radialis) erreichen?

Methode: Kasuistik zur Effektivität einer intensiven Ultraschallbehandlung bei akuter kalzifizierender Periarthritis des Handgelenks.

Ergebnis: Ambulante Vorstellung eines 40-jährigen männlichen Patienten wegen perakuter, stark schmerzhafter (Ruheschmerz: VAS=60; Bewegungsschmerz: VAS=90) Schwellung des linken Handgelenks – das Punctum Maximum des eher diffusen Druckschmerzes schien – obwohl schwierig auszumachen – radiopalmar lokalisiert zu sein. Der Schmerz konnte durch passive Führung in die Radialduktion bis zur Unerträglichkeit (VAS=100) gesteigert werden. Das passive und aktive Bewegungsausmaß zeigte eine starke schmerzhafte bedingte Einschränkung auf Wackelbewegungen. Die gesamte Symptomatik ist akut (nach intensivem Gebrauch einer Computerspielkonsole) aufgetreten. Weiters war anamnestisch zu erheben, dass der Patient regelmäßig bis zu 72 Stunden pro Woche am PC arbeitet und zusätzlich in der Woche über 1000 Kilometer mit dem PKW (Lenkhand!) fahren muss. Zur Diagnosesicherung wurde der Patient zum Röntgen und MRI geschickt (DD: Tendinitis/Tendovaginitis, Entzündung bzw. Nekrose eines Handwurzelknochens) und eine medikamentöse Therapie mit Diclofenac (150mg/Tag über 3 Tage) unter Magenschutz begonnen, wodurch eine weitgehend zufrieden stellende Analgesie mit Sistieren des Ruheschmerzes (VAS=0) bei nach wie vor vorhandenem Bewegungsschmerz (VAS=50) erreicht werden konnte. Das Skelettröntgen ergab flaue, schollige bis 1cm große Weichteilverkalkungen unmittelbar volarseits des linken Processus styloideus radii, diesen gering nach distal überragend. Im MRT zeigten sich zusätzlich entzündliche Signalveränderungen im Kapselbandapparat radiokarpal volarseitig. Auf Basis dieser Befunde wurde eine intensive Ultraschalltherapie mit dem Ziel der Auflösung des Konkrements begonnen. Diese wurde sehr intensiv über einen Zeitraum von vier Tagen täglich durchgeführt, wobei jeweils für die Dauer von 20 (!) Minuten (1:5 gepulster) Ultraschall (PHYSIOSON-Expert) mit einer Dosierung von 2,5 Watt/cm2 (!) über die 1-MHz-Sonde appliziert wurde. Dabei wurde das Handgelenk des Patienten in Ulnarduktions- und Dorsalextensionsstellung gebracht, um das Konkrement optimal erreichen zu können. Unter der Therapie wurden während der jeweiligen Einzel-Applikation des Ultraschalls vom Patienten Schmerzen (VAS=35) angegeben – im therapiefreien Intervall war der Patient weitgehend schmerzfrei. Auf durchgeführten Kontroll-Röntgenaufnahmen zwei Wochen nach Abschluss der Therapie waren die Verkalkungen, die sich offensichtlich zurückgebildet hatten, nicht mehr sichtbar. Klinisch ist der Patient bis dato schmerzfrei geblieben.

Diskussion: Eine als intensive Kurzzeit-Intervention durchgeführte Ultraschallbehandlung scheint bei einer akuten kalzifizierenden Periarthritis des Handgelenks auch größere Konkremente auflösen zu können.