Schmerz und Psyche – Implikationen für die Bewegungstherapie

Frage: Schmerz wird als psycho-physisches Erlebnis definiert und hat eine sensorische Komponente (Nozizeption), die Schmerzlokalisation und Schmerzintensität vermittelt, und eine emotionale Komponente, die für das Schmerzverhalten und die Schmerzkommunikation von wesentlicher Bedeutung ist. Insbesondere bei chronischen Schmerzen steht das emotionale Erleben des Schmerzes im Vordergrund und die Nozizeption tritt in den Hintergrund.

Methode: Die psychiatrische Diagnostik und die psychiatrische Komorbidität chronischer SchmerzpatientInnen wird an Hand eigener Untersuchungen und an Hand der aktuellen Literatur dargestellt. Aktuelle Modellvorstellungen wie psychische Faktoren in ein Schmerzgeschehen eingreifen können werden aufgezeigt.

Ergebnis: Bei etwa 2/3 der chronischen SchmerzpatientInnen in einer Schmerzambulanz kann eine somatoforme Schmerzstörung diagnostiziert werden: D.h. die Schmerzen bzw. das Schmerzverhalten kann nicht mehr alleine durch medizinische Faktoren erklärt werden. Mit der emotionalen Komponente des Schmerzes gewinnen auch andere psychische Faktoren für die Verstärkung und Aufrechterhaltung des Schmerzes zunehmend an Bedeutung: Auf der Symptomebene können Angststörungen, Depressionen, Traumatisierungen, Schlafstörungen, Substanzprobleme und Somatisierung gefunden werden. Dazu kommen noch häufig typische soziale Probleme.

Diskussion: Monokausale Schmerzmodelle und darauf aufbauende Therapien greifen hier zu kurz. Um für diese PatientInnen ein adäquates Setting anbieten zu können, braucht es eine umfassende Diagnostik, die Erarbeitung eines multifaktoriellen Krankheitsmodells mit den PatientInnen und schließlich ein umfassendes multidisziplinäres Therapieangebot. Entsprechende Modelle und Therapieangebote werden dargestellt und diskutiert.