Aktuelle Ernährungsmedizin 2007; 32 - V18
DOI: 10.1055/s-2007-992196

Fragebogen zum salutogenen Essverhalten (FEV_Salut)

C Guggenberger 1, W Siegfried 2, S Ring 3, E Ardelt-Gattinger 4
  • 1Adipositas Zentrum Insula, Klinische und Gesundheitspsychologin, Bischofswiesen, Deutschland
  • 2Adipositas Zentrum Insula, Ärztlicher Leiter, Bischofswiesen, Deutschland
  • 3Universität Salzburg, Insitut für Sportwissenschaften, Universität Salzburg, Österreich
  • 4Universität Salzburg, Fachbereich Psychologie, Salzburg, Österreich

Theoretischer Hintergrund: Im Konzept der Salutogenese setzt Antonovsky (1997) der pathogenen Betrachtungsweise die Bedeutung der gesunden Aspekte entgegen. Die pathogenen Faktoren bei Adipositas sind bekannt: Zu viel Energieaufnahme, zu wenig Energieverbrauch. Diese Faktoren werden durch Kognitionen über Essen und Bewegen gesteuert. Zu hohe kognitive Kontrolle („restrained eating“) erreicht durch „ironic processes“ das Gegenteil. Sie soll durch „flexible, mittlere Kontrolle“ (Westenhöfer 1999), Probleme mit Sport durch „Freude an Bewegung“ ersetzt werden. Es gibt wenig allgemeine Fragebögen zur Erfassung des salutogenen Verhaltens und keine uns bekannten spezifischen Verfahren zur Erfassung des salutogenen Umgangs mit Übergewicht und Adipositas, die für die Evaluation erzielter Veränderungen eingesetzt werden könnten. Methode: Entwicklung eines Fragebogens, der bekannte „günstige“ Verhaltensweisen über 30 Items operrationalisiert, in Vorversuchen erprobt und an einer repräsentativen Stichprobe von ca. 1000 Erwachsenen und ca. 1000 Kindern validiert und normiert. Ergebnisse: Die Faktorenanalyse ergab bei Erwachsenen 4-, bei Kindern/Jugendlichen 2-stimmige Subskalen zu den Themen des „salutogenen Umgangs mit Sport“, der wünschenswerten „flexiblen mittleren Kontrolle“, des „Genusses“ und der Fähigkeit „Empfehlungen umzusetzen“. Der Fragebogen weist sehr gute Reliabilität und Validität auf. Den Ergebnissen der Überprüfung der Konstrukt- und Kriteriumsvalidität folgen interessante Aussagen über Unterschiede im salutogenen Verhalten Adipöser und Normalgewichtiger. Besonders in der „flexiblen Kontrolle“ und im „salutogenen Umgang mit Sport“, aber auch in der „Genussfähigkeit“ zeigen Normalgewichtige höhere Ausprägungen, die von BMI-Klasse zu BMI-Klasse abnehmen. Auch Gendereffekte lassen sich nachweisen.