Notfallmedizin up2date 2007; 2(4): 273
DOI: 10.1055/s-2007-989385
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Beteiligen Sie sich am Reanimationsregister!

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Publication Date:
18 January 2008 (online)

Morbidität und Mortalität der meisten kardiovaskulären Erkrankungen konnten in den letzten 30 Jahren stetig gesenkt werden; im Gegensatz dazu wurden die Überlebensraten nach einem plötzlichen Herzstillstand nur wenig verbessert. Epidemiologische Daten in Europa geben eine Häufigkeit von etwa 60 Reanimationsbehandlungen pro 100 000 Einwohner und Jahr an, was für Deutschland mehr als 50 000 Reanimationen pro Jahr bedeutet. Trotz anhaltender Bemühungen auf allen Ebenen der rettungsdienstlichen Versorgung ist die Erfolgsrate nach Reanimation bis heute eher bescheiden.

Es fehlen fundierte Informationen über die Wirksamkeit von Reanimationsinterventionen außerhalb von Studien und auch einheitlich erhobene Daten, die einen internationalen Vergleich zwischen den verschiedenen Rettungsdienstsystemen erlauben. Unterschiedliche Umsetzungen der einheitlichen Reanimationsempfehlungen führen zu mehr oder weniger primär erfolgreichen Reanimationen im Sinne einer Wiederherstellung eines Eigenkreislaufes (return of spontaneous circulation = ROSC). Ein ROSC ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer auch sekundär erfolgreichen Wiederbelebung, die zum Zeitpunkt der Klinikentlassung und nach der 1-Jahres-Überlebenssituation abschließend beurteilt wird. Der Weg, den die uns anvertrauten Patienten gerade auch während der klinischen Versorgung im Hinblick auf Diagnostik und Interventionen nehmen, ist vielfach wenig untersucht.

Um perspektivisch die CPR‐Erfolgsraten zu steigern, hat die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) im Mai 2007 den Start eines bundesweiten Reanimationsregisters bekanntgegeben. Das webbasierte Register [[1]] sammelt Daten sowohl von präklinischen wie auch innerklinischen Reanimationsmaßnahmen und konzentriert sich neben der Erstversorgung [[2]] speziell auf die Bereiche der innerklinischen Weiterversorgung [[3]] und des Langzeitoutcome. Das Modul Erstversorgung erfasst die präklinische Logistik, Befund und Behandlung und erfragt das Outcome beim Abschluss der präklinischen Behandlung und nach 24 Stunden. Das Modul klinische Weiterversorgung erfasst die ersten 24 Stunden der innerklinischen Behandlung sowie die Befunde und Therapie im Verlauf der weiteren Krankenhausbehandlung bis zur Entlassung oder zum Tod des Patienten. Das Modul Langzeitverlauf erfasst die Dauer und die Qualität des Überlebens zu den Zeitpunkten der Krankenhausentlassung sowie 30 Tage und 12 Monate nach der Reanimationsbehandlung.

Das Reanimationsregister bietet den Teilnehmern, zu denen aktuell mehr als 100 Notarztstandorte und rund 30 Krankenhäuser zählen, eine jederzeit verfügbare Analyse der eigenen Reanimationsergebnisse, durchgeführten Maßnahmen, Einsatzzeiten oder technischen Probleme. Darüber hinaus sind die durch das international anerkannte Utstein-Style-Protokoll vorformulierten Auswertungen vollständig integriert. Neben der eigenen Betrachtungsmöglichkeit ist online bereits ein Direktvergleich mit den anderen Teilnehmern möglich. Die Teilnahme inklusive der Online-Auswertungen und eines umfassenden Jahresberichts ist kostenlos.

Register per se können kein Leben retten. Vielmehr sind es die Ärzte, der Rettungsdienst und das Pflegepersonal innerhalb und außerhalb der Klinik, welche ein Menschenleben nach plötzlichem Herztod retten können. Jedoch liefert ein Reanimationsregister die notwendigen Daten, welche den beteiligten Kolleginnen und Kollegen Informationen zum eigenen Standort geben. Damit können sie ihre Abläufe und Prozesse optimieren, um in Folge mehr Menschen retten zu können. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich entschließen, bei diesem wichtigen Projekt mitzumachen. Informationen erhalten Sie via E‐Mail (info@reanimationsregister.de) oder Internet (www.reanimationsregister.de). Gerne stehen wir Ihnen aber auch persönlich jederzeit zur Verfügung.


Prof. Dr. med. Jens Scholz, Kiel

Dr. med. Jan-Thorsten Gräsner, Kiel

Literatur

  • 1 Gräsner J T, Messelken M, Scholz J, Fischer M. Das Reanimationsregister der DGAI.  Anaesth Intensivmed. 2006;  47 630-631
  • 2 Gräsner J T, Fischer M, Altemeyer K H. et al . Das DGAI‐Reanimationsregister: Strukturierte Reanimationsdatenerfassung - Datensatz „Erstversorgung“.  Anaesth Intensivmed. 2005;  46 42-45
  • 3 Gräsner J T, Messelken M, Fischer M. et al . DGAI‐Reanimationsregister: Die Datensätze Weiterversorgung und Langzeitverlauf.  Anaesth Intensivmed. 2007;  48 640-645
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