Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2007; 4(4): 3-4
DOI: 10.1055/s-2007-989242
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Kein erhöhtes Diabetesrisiko durch Selen

Gerhard N. Schrauzer
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Publikationsdatum:
02. Januar 2008 (online)

Abb. 1 Quelle: PhotoDisc.

Der Altersdiabetes hat eine komplexe Ätiologie und trifft einen erheblichen Prozentsatz der Menschen über 65 Jahren. Presseberichte, wonach Selen das Diabetesrisiko erhöht, mussten für viele Diabetiker, die Selen zur Nahrungsergänzung einnehmen, alarmierend gewesen sein. Die Meldungen beziehen sich auf die von September 1983 bis Januar 1996 durchgeführte Clark-Studie zur Krebs-Prävention mit Selen [[1]] und eine jüngst erschienene Arbeit in den Annals of Internal Medicine [[3]].

An der doppelblind und streng randomisierten Clark-Studie nahmen insgesamt 1312 vorwiegend männliche Probanden teil, die an einer von sieben an der Studie beteiligten Kliniken wegen eines Nicht-Melanom-Hautkarzinoms behandelt worden waren, sich aber in einem Zustand guter Remission befanden. Ursprüngliches Ziel dieser Studie war herauszufinden, ob sich durch Einnahme von 200 μg Selen pro Tag Hautkrebsrezidive verhüten ließen. Das durchschnittliche Alter der Probanden zu Beginn der Studie lag bei 63,4 ± 10,4 Jahre, in der Placebogruppe bei 63,0 ± 10 Jahre. Die Rauchgewohnheiten, die Sonnenempfindlichkeit der Haut und der Prozentsatz von im Farmerberuf Tätigen war in beiden Gruppen gleich. Eine Überprüfung auf eine mögliche familiäre Diabetesbelastung wurde dagegen nicht unternommen.

Was die Selendosierung und Wahl der Supplementierungsform (Selenhefe mit einem hohen Gehalt an Selenomethionin) betrifft, so wurde diese erst nach sorgfältigster Berücksichtigung aller vorhandenen Daten und unabhängiger fachlicher Überprüfung festgelegt. Dass es sich um eine sichere Dosierung handelte, wird gestützt durch Beobachtungen, wonach Bewohner natürlich selenreicher Gebiete der USA und anderer Länder mit ihrer Nahrung pro Tag oft zeitlebens sogar mehr Selen aufnehmen als die Probanden in der Verumgruppe.

Erstes Ergebnis der Clark-Studie: Die Selensubstitution hatte keinen Einfluss auf das Auftreten der Hautkrebsrezidive, was letztlich nicht überraschen sollte, da sich Selen im ernährungsphysiologischen Dosierungsbereich vor allem zur Primärprävention, nicht aber zur Rezidivprophylaxe, die ja schon eher eine therapeutische Intervention darstellt, eignet. Überraschend, jedoch übereinstimmend mit der vorherigen Aussage, wurden in der Selengruppe statistisch signifikant weniger Fälle von primären onkologischen Erkrankungen wie Lungenkrebs, Prostata- und kolorektalen Karzinomen registriert.

Die Clark-Studie lieferte auf diese Weise einen weiteren Beweis für die krebspräventiven Wirkungen des Selens. Ansonsten waren in den beiden Gruppen vorerst keine Unterschiede an HK- und anderen Nichtkrebs-Erkrankungs- oder Todesursachen festzustellen.

Literatur

  • 1 Clark L, Combs Jr G F, Turnbull B W. et al . Effects of selenium supplementation for cancer prevention in patients with carcinoma of the skin. A randomized controlled clinical trial. Nutritional Prevention of Cancer Study Group.  JAMA. 1996;  276 1957-1963
  • 2 Schrauzer G N. Selen - Neue Entwicklungen aus Biologie, Biochemie und Medizin. 3. Aufl. Heidelberg; Johann Ambrosius Barth 1998: 138-139
  • 3 Stranges S, Marshall J R, Natarajan R. et al . Effects of long-term selenium supplementation on the incidence of type 2 diabetes: a randomized trial.  Ann Intern Med. 2007;  147 217-223

Prof. Dr. Gerhard Schrauzer

University of California, San Diego, La Jolla, CA, und Biological Trace Element Research Institute

2400 BoswellEd., Ste 200

Chula Vista, CA 91914

eMail: gschrauzer@ucsd.edu

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