Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - A58
DOI: 10.1055/s-2007-989197

Anamnestisches Screening von Patientinnen mit und ohne Endometriose

M Wölfler 1, M Schacke 1, W Rath 1, N Heussen 2, P Janssen 3, S Rimbach 3
  • 1Universitätsfrauenklinik, Gynäkologie und Geburtshilfe, Aachen
  • 2RWTH, Medizinische Statistik, Aachen
  • 3Klinikum Konstanz, Frauenklinik, Konstanz

Hintergrund: Die sichere Diagnose der Endometriose ist bis jetzt nur invasiv mittels Laparoskopie oder Laparotomie, idealerweise gesichert durch histomorphologische Untersuchung des Gewebes, möglich. Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass verschiedene anamnestische Parameter hinweisend für eine Endometriose-Erkrankung sein können.

Methodik: In dieser prospektiv-explorativen Studie wurden 158 symptomatischen Patientinnen, die wegen Dysmenorrhoe, Dyspareunie, chronischem Unterbauchschmerz und/oder Infertilität zur Laparoskopie aufgenommen wurden, ein Anamnesefragebogen und ein psychologischer Fragebogen (Stressverarbeitungsfragebogen, SVF®) ausgehändigt. Per Laparoskopie und histologische Diagnosesicherung erfolgte die Zuordnung der Patientinnen in die Gruppe der Endometriose-Patientinnen oder Kontroll-Patientinnen.

Ergebnisse: Die Prävalenz von Endometriose in dieser Population war 57,6% (91/158). Endometriose-Patientinnen hatten signifikant weniger Schwangerschaften (p=0,03) und signifikant weniger Geburten (p=0,01). Ihre Zyklusdauer war signifikant kürzer (p=0,01). Endometriose-Patientinnen gaben signifikant häufiger (p<0.001) den 1. Tag der Menstruation als intensivsten Schmerztag an als die Kontroll-Patientinnen. Eine Besserung der Beschwerden durch Schmerzmedikation beschrieben signifikant mehr Endometriose-Patientinnen (p=0,02) im Vergleich zu den Kontrollen. Die Tendenz zur Einnahme von Suchtstoffen in Stress- bzw. Konfliktsituationen als Parameter des SVF war bei den Patientinnen mit Endometriose signifikant höher (p=0,05) als in der Kontrollgruppe.

Fazit: Exakte Anamneseerhebung mittels standardisierter Bögen und die Erhebung eines Stressverarbeitungs-Fragebogen liefern wertvolle Information über Merkmale von Endometriose-Patientinnen im Vergleich zu Kontroll-Patientinnen und könnte die Einschätzung des individuellen Erkrankungsrisikos ermöglichen.