Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - A49
DOI: 10.1055/s-2007-989188

Endometriose und Fruchtbarkeit

T Strowitzki 1
  • 1Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Universitätsklinikum Heidelberg, Frauenklinik – Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen, Heidelberg

Schwangerschaftschancen von Endometriosepatientinnen: Endometriose ist ein bedeutender Sterilitätsfaktor und lässt sich je nach Studie bei bis zu 50% der Frauen mit Sterilitätsproblematik finden. Die Fekundität von Endometriosepatientinnen ist im Vergleich zu gesunden Kontrollpatientinnen deutlich reduziert.

Pathophysiologie der Sterilität bei Endometriose: Die Ursache der Sterilität bei Endometriose ist vielfältig. Mechanische Sterilitätsfaktoren finden sich vor allem bei höhergradiger Endometriose mit Adhäsionsbildung. Das peritoneale Milieu ist durch gesteigerte Konzentrationen von z.B. Prostaglandinen, Interleukin-1 oder auch TNF verändert. Gehäuft finden sich Ovulationsstörungen, Lutealphasendefekte und eine gestörte follikuläre Reifung. Auch ist die tubare Transportfunktion bei Endometriose alteriert. Die Implantation scheint ebenfalls erschwert. Für die Implantation wesentliche Faktoren, wie die Integrine, sind bei Frauen mit Endometriose endometrial verringert exprimiert.

Therapeutische Optionen: Therapeutische Ansätze hängen vom Stadium der Erkrankung ab. In Stadium I und II lässt sich durch laparoskopische Resektion aller Endometrioseherde eine höhere Schwangerschaftsrate erzielen. Auch in Stadium III und IV lässt sich durch chirurgische Intervention die Chance verbessern. Eine GnRH-Analoga-Therapie steigert die Schwangerschaftschance nicht. Im Vergleich zu ausschließlicher Observanz scheinen Maßnahmen der künstlichen Befruchtung in allen Stadien der Endometriose einen Vorteil zu bieten. Die Erfolgsaussichten sind aber im Vergleich zu alleiniger tubarer oder idiopathischer Sterilität geringer. In Stadium I und II können die Patientinnen von der Kombination hormonelle Stimulation und Insemination profitieren. IVF ist grundsätzlich bei Endometriose indiziert, die Erfolgsaussicht der IVF ist aber stadienabhängig. Ob ovarielle Endometriome die IVF-Ergebnisse negativ beeinflussen, ist nach wie vor ungeklärt. Die ultralange ovarielle Downregulation über 3 bis 6 Monate scheint einem Standard-IVF-Protokoll überlegen zu sein. Insbesondere bei Vorliegen zusätzlicher Sterilitätsfaktoren ist die primäre IVF die Methode der Wahl. Letztlich ist die reduzierte Fruchtbarkeit bei Frauen häufig nicht auf eine einzelne, isolierte Ursache zurückzuführen, sondern ist multifaktoriell zu sehen, was sich auch in der therapeutischen Breite widerspiegelt.