Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - A44
DOI: 10.1055/s-2007-989183

Einfluss der inflammatorischen, intraperitonealen Cytokine auf die Schmerzsymptomatik von Endometriose-Patientinnen

B Scholl 1, NA Bersinger 1, MA Mueller 1
  • 1Universität Bern, Frauenklinik, Bern (Schweiz)

Studienziel: Ziel dieser Studie war die Erforschung der Beziehung zwischen der Konzentration inflammatorischer Cytokine [Interleukin-8 (IL-8), Tumour Necrosis Factor-α (TNF-α), Regulated upon Activation, Normal T-cell Expressed, and Secreted (RANTES), Epithelial Neutrophil-Activating Peptide-78 (ENA-78), Neurite Growth-Promoting Factor-2 (Midkine)], und anderer Proteine [Osteoprotegerin (OPG, a TNF receptor), Pregnancy-Associated Plasma Protein A (PAPP-A), Glycodelin (PP14), Cancer-Antigen 125 (CA-125)] in der Peritonealflüssigkeit einerseits und der Intensität der Schmerzen, die die Frauen aufgrund ihrer Endometriose subjektiv empfanden, andererseits.

Patientinnen, Material und Methoden: Von 124 Frauen, die sich einer Laparoskopie (Bauchspieglung) unterzogen, wurde die Peritonealflüssigkeit vollständig entnommen, das Volumen gemessen und die Konzentration der oben genannten Cytokine und Proteine mittels immunoanalytischer Methoden bestimmt. In dieser Etappe der Studie war die An- oder Abwesenheit einer Endometriose noch nicht bekannt. Die Patientinnen wurden vor Ihrer Operation gebeten, gleichzeitig mit der Einwilligung einen Schmerzfragebogen auszufüllen, in dem sie eine gleitende Schmerzskala zwischen 0 (kein Schmerz) und 10 (unerträglicher Schmerz) zur Bewertung der Schmerz-Intensität zu Verfügung hatten. Es wurde differenziert zwischen Schmerzen während der Menstruation, Unterbauchschmerzen und solchen während des Geschlechtsverkehrs, d.h. jede Patientin lieferte drei Werte zwischen 0 und 10. Aus den Operationsberichten wurde nachträglich die Information über ein Bestehen oder Nicht-Bestehen von Endometriose und deren Staging gemäß revidierter AFS-Skalierung entnommen. Von den Patientinnen mit diagnostizierter Endometriose wurden Vergleichsdiagramme zwischen den einzelnen Cytokinen/Proteinen und dem Ausmaß des Schmerzes durch nonparametrische Regression (Spearman Rank Correlation Analysis) erstellt.

Resultate: Von total 105 Frauen wurde Peritonealflüssigkeit entnommen, davon wurde bei 62 eine Endometriose verschiedener Stadien diagnostiziert (rAFS I bis IV). Von diesen hatten 40 die Schmerz-Skalen ausgefüllt. 27 Patientinnen mit ausgefülltem Schmerz-Fragebogen waren ohne Endometriose und bildeten die Kontrollgruppe. Der am stärksten empfundene Schmerz war jener, der während der Menstruation auftrat, mit parametrisierten Medianen von 3 (ohne Endometriose), 7 (rAFS I+II), und 8 (rAFS III+IV); bei den anderen beiden Schmerztypen lagen die Mediane für alle Endometriose-Stadien zwischen 1 und 3. Wir entdeckten eine klare, hochsignifikante Beziehung zwischen dem Glycodelin (PP14) und der Intensität der subjektiv empfundenen Schmerzen während der Menstruation (P=0.001), d.h. je höher die Konzentration von PP14 in der Peritonealflüssigkeit war, umso intensiver wurden die Schmerzen empfunden. Für TNF-α zeigte sich ebenfalls eine signifikante Assoziation (P=0.025) mit der Intensität der Menstruationsschmerzen, während dies für alle anderen untersuchten Marker in unserer Gruppe von 40 Endometriose-Patientinnen nicht der Fall war (P>0.05).

Schlussfolgerung: Die Resultate demonstrieren eine klare Korrelation zwischen der Konzentration von Glycodelin (PP14) oder TNF-α in der Peritonealflüssigkeit und der Intensität der Schmerzen, die während der Menstruation auftreten. Diese Marker könnten eine neurotrope Rolle in der Pathogenese der Endometriose spielen und später therapeutische Ansatzpunkte bilden.