Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - A19
DOI: 10.1055/s-2007-989158

Untersuchungen zur klinischen Bedeutung Endometriose-assoziierter Nervenfasern (EM-aNF) in peritonealen Endometrioseläsionen (pEM)

A Kaiser 1, J Bartley 1, C Loddenkemper 2, A Schneider 1, AD Ebert 3, S Mechsner 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Klinik für Gynäkologie mit Schwerpunkt gynäkologischer Onkologie, Berlin
  • 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Institut für Pathologie, Berlin
  • 3Vivantes Humboldt-Klinikum, Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Babyfreundliches Krankenhaus der WHO/UNICEF, Endometriosezentrum Berlin Stufe III, Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie, Berlin

Fragestellung: Endometriose ist typischerweise mit chronisch rezidivierenden Unterbauchschmerzen assoziiert, wobei die Pathogenese der Schmerzentstehung weitest gehend ungeklärt ist. In pEM von symptomatischen Patientinnen konnten in 74,5% der untersuchten Läsionen Nervenfasern in engem Kontakt zur Endometrioseläsion nachgewiesen werden. Ziel dieser Untersuchung war es nun, die klinische Relevanz der EM-aNF in Korrelation zur Ausprägung der klinischen Symptome zu analysieren.

Material und Methoden: Prospektive Analyse von 27 Frauen mit histologisch gesicherter pEM. Erhebung klinischer Daten mittels eines prä- und postoperativ ausgefüllten Schmerzfragebogens. 21 pEM von Patientinnen mit Schmerzen (Gruppe A) und 6 pEM von Patientinnen ohne oder mit nur sehr geringen Schmerzen (Gruppe B) wurden immunhistologisch mit Neurofilamentantikörper (NF) gefärbt und auf das Vorhandensein von Nerven untersucht. Nervenfasern, die weniger als 1,5mm von der pEM entfernt lagen, wurden als EM-aNF definiert. Das Vorkommen von EM-aNF wurde im Hinblick auf die Ausprägung klinischer Symptome hin statistisch analysiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 40 peritoneale Endometrioseläsionen immunhistologisch untersucht, 29 davon wurden der Gruppe A zugeordnet und 11 Läsionen der Gruppe B. In allen Proben konnten Nerven mittels der NF-Färbung nachgewiesen werden. In der Gruppe A hatten 22 von 29 pEM (76%) Nervenkontakt und in der Gruppe B hatten 5 von 11 pEM (45%) Nervenkontakt. Bezogen auf die Anzahl der Frauen zeigte sich Folgendes: In der Gruppe A konnten in den pEM von 16 (76%) und in der Gruppe B von 2 Frauen (33%) EM-aNF aufgezeigt werden. Von 17 Frauen aus Gruppe A konnte ein postoperativer Schmerzwert erhoben werden. Über eine komplette Remission der Schmerzen berichteten 6 Frauen. Eine relevante subjektive Schmerzbesserung gaben 12 Patientinnen an, wobei sich bei 8 (66,7%) EM-aNF nachweisen ließen. Über keine Besserung ihrer Schmerzen berichteten 5 Frauen, bei allen (100%) konnten EM-aNF aufgezeigt werden.

Schlussfolgerung: Dieses Ergebnis lässt auf eine wichtige Rolle dieser Nervenfasern in der Ätiologie der Endometriose-assoziierten Schmerzen schließen. Die postoperativen Schmerzen waren bei 12 von 17 Patientinnen gesunken, bei den übrigen Frauen haben sich die Schmerzen nicht wesentlich gebessert.