Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - A18
DOI: 10.1055/s-2007-989157

Die Rolle von Twist beim invasiven Wachstum der Endometriose

A Juelicher 1, J Bartley 1, B Hotz 2, M Arndt 2, H Hotz 2, AD Ebert 3
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Klinik für Gynäkologie mit Schwerpunkt gynäkologischer Onkologie, Berlin
  • 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Chirurgische Klinik I, Klinik für Allgemein-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Berlin
  • 3Vivantes Humboldt-Klinikum, Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Babyfreundliches Krankenhaus der WHO/UNICEF, Endometriosezentrum Berlin Stufe III, Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie, Berlin

Einleitung: Endometriose (EM) ist eine gutartige Erkrankung von Frauen im reproduktiven Alter. EM teilt jedoch Charakteristika mit malignen Tumoren wie potentiell invasives und metastasierendes Wachstum. Die epitheliale mesenchymale Transition (EMT) ist eine wichtige Voraussetzung für invasives und metastatisches Wachstum von malignen Tumoren. Die EMT führt zur Auflösung des Zell-Zell-Kontakts: die Zellen werden migrationsfähig. Ein wichtiger Faktor für die EMT ist der embryonale Transkriptionsfaktor Twist. Twist reguliert die Expression der Adhäsionsmoleküle E- und N-cadherin: die Hemmung von E-cadherin sowie Induktion von N-cadherin befähigt die Zellen letztendlich zur Migration. Eine N-cadherin-Expression geht mit einem erhöhten invasiven und metastatischen Potential und einer verschlechterten Prognose bei malignen Erkrankungen einher. Eine Twist-Expression wurde bereits in einigen malignen Tumoren u.a. dem Endometriumcarcinom, nachgewiesen. Die Twist- und N-cadherin-Expression soll durch Immunhistochemie (IHC) an EM-Läsionen und RT-PCR von EM- Primärzellkulturen untersucht werden.

Material/Methode : Die Expression von Twist und N-cadherin wurde mittels IHC an 38 EM-Läsionen untersucht. Mittels RT- PCR wurden 7 EM- Primärzellkulturen auf Twist und N-cadherin untersucht.

Ergebnis : 7 Primärzellkulturen wiesen in der RT-PCR Twist- und N-cadherin-Expression auf. Immunhistochemisch ließ sich in 100% der rectovaginalen, peritonealen Herde sowie in den ovariellen EM eine Färbung von Twist nachweisen. In 60% der Adenomyosis uteri konnte eine Twist-Färbung gesehen werden. N-cadherin konnte in 100% der Schnitte von peritonealen, ovariellen EM und Adenomyosen nachgewiesen werden, sowie in 89% der rectovaginalen Läsionen.

Schlussfolgerung : Der Nachweis von Twist und N-cadherin bietet eine mögliche Erklärung für das invasive Wachstum und die metastasierende Potenz von EM-Läsionen. Dazu passt die in anderen Studien nachgewiesene Regression von E-cadherin im EM-Gewebe, an der Twist möglicherweise ebenfalls beteiligt ist. Es wäre denkbar, dass die gezielte Regulierung des Transkriptionsfaktors Twist einen neuen Therapieansatz zur Hemmung metastatischen Wachstums und damit zur Verbesserung der Prognose maligner Erkrankungen, aber auch von EM, beitragen kann.