Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - A14
DOI: 10.1055/s-2007-989153

Harnleiterobstruktion bei Endometriose – ein Fallbeispiel

B Hämmerle 1, O Shahin 2, N Bürki 1
  • 1Kantonsspital, Frauenklinik, Liestal (Schweiz)
  • 2Universitätsklinik, Urologie, Liestal (Schweiz)

Einleitung: Die Endometriose stellt mit 6–10% Prävalenz die zweithäufigste gutartige gynäkologische Erkrankung der Frau im gebärfähigen Alter dar. Die Inzidenz der Endometriose ist vermutlich noch höher, da viele Fälle undiagnostiziert bleiben. Der Befall des Urogenitaltraktes ist selten (1–2%), sollte aber differentialdiagnostisch berücksichtigt werden.

Material und Methode: Eine gesunde 34-jährige Frau stellte sich mit wiederholten rechtsseitigen Flankenschmerzen zur Abklärung der Verdachtsdiagnose einer kongenitalen Ureterstenose vor. Eine zuvor durchgeführte MRI Untersuchung hatte eine Hydronephrose rechts ohne Nachweis einer Obstruktionsursache ergeben. Die Symptomatik korreliert zeitlich mit der Menstruation. Eine retrograde Abklärung bestätigte eine distale filliforme Stenose, welche mittels Ballondilatation mit JJ-Einlage behandelt wurde. Biopsien der Ureterwand zeigten eine chronische unspezifische Entzündung ohne Hinweis auf Endometriose. Bei persistierender Symptomatik wurden zyklusangepasste Untersuchungen (vaginaler Ultraschall und MRI des Beckens) durchgeführt und diese zeigten nun einen Endometrioseherd von 3cm Durchmesser in den Parametrien rechts mit Ummauerung des rechten distalen Ureters und konsekutiver Harnabflussstörung trotz liegender Doppel-J-Schiene. Eine medikamentöse Therapie mit einer reinen Gestagenpille wurde eingeleitet. Es erfolgte eine diagnostische Laparoskopie mit Appendektomie bei V.a. auf einen Endometrioseherd ebenda. Anschließend wurde in derselben Narkose eine offene, distale Ureterresektion rechts mit Ureterneueinpflanzung analog Politano Leadbetter durchgeführt. Die im postoperativen Verlauf durchgeführten MCUG (nach 10 Tagen) und Urogramm nach drei Monaten zeigt die Wiederherstellung des rechtsseitigen Harnabflusses. Die eingeleitete Hormontherapie wird weitergeführt.

Resultate: Wir zeigen die Photodokumentation des prä-, peri- und postoperativen Verlaufs einer extrinsischen Harnleiterendometriose.

Schlussfolgerung: In der differentialdiagnostischen Erwägung der Harntransportstörungen bei der Frau im gebärfähigen Alter sollte, nach Ausschluss der häufigen Ursachen (Steine, Tumor) die Endometriose als mögliche Ursache in die Differentialdiagnose miteinbezogen werden. Die Prognose der extrinsischen Ureterobstruktion ist nach operativer Sanierung besser als bei der intrinsischen Ureterendometriose. Eine Fortführung der medikamentösen Therapie ist wie im beschriebenen Fall oft erforderlich.