Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - A11
DOI: 10.1055/s-2007-989150

Qualität der klinischen Diagnose der Endometriose

S Djalali 1, D Janson 1, A Agic 1, S Dogan 1, K Diedrich 1, D Hornung 1
  • 1Universitätsklinikum Lübeck, Gynäkologie und Geburtshilfe, Lübeck

Fragestellung: Die diagnostische Sicherung der Endometriose erfordert einen invasiven Eingriff. Zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und der Diagnose vergehen im Durchschnitt ca. 9 Jahre. Ziel dieser Studie ist, die Sensitivität und Spezifität der präoperativ durchgeführten klinischen Diagnostik der Endometriose zu evaluieren.

Methodik: Es wurden die Daten von Frauen im Alter von 16 bis 55 Jahren, die von Januar 2005 bis Dezember 2006 an der Universitätsfrauenklinik in Lübeck operiert wurden, retrospektiv ausgewertet. Eingeschlossen wurden alle Patientinnen mit der Einweisungsdiagnose Endometriose, mit der operativen Diagnose Endometriose und als Kontrollen alle Frauen mit benignen gynäkologischen Erkrankungen des Unterbauches, bei denen operativ eine Endometriose ausgeschlossen wurde. Die Studie umfasst 543 Patientinnen, davon hatten 156 Frauen Endometriose. Von diesen 156 Patientinnen wiesen 101 (64,7%) Endometriose als Erstdiagnose und 55 (35,2%) Frauen ein Rezidiv auf.

Ergebnisse: In nur 43 von 101 Fällen (42,6%) mit der Erstdiagnose Endometriose ist vor der Operation in der Klinik der Verdacht auf Endometriose gestellt worden, von den niedergelassenen Fachärzten hatten nur 29,7% eine Endometriose vermutet. Im Gegensatz dazu wurden in der Rezidivgruppe 89,1% in der Klinik und 74,5% bei den einweisenden Fachärzten die Endometriose präoperativ erkannt. In der Kontrollgruppe von 387 Patientinnen ist in 4,4% (Klinik) bzw. 3,1% (Fachärzte) eine Endometriose vermutet worden, jedoch ließ sich diese operativ nicht nachweisen. Die Sensitivität der präoperativen Diagnostik der Endometriose ist in der Klinik zu 70,9% gegeben und bei den Fachärzten zu 63,7%. Die Spezifität beträgt in der Klinik 95,6% und bei den Fachärzten 96,9%.

Schlussfolgerung: Wir konnten eine sehr niedrige Sensitivität der Erstdiagnose der Endometriose, eine bessere Sensitivität bei Rezidivpatientinnen zeigen. Endometriose wird in der Diagnostik des Routinebetriebes nicht ausreichend Beachtung geschenkt. Diese Umstände erfordern intensive Forschung an nicht-invasiven diagnostischen Methoden, um eine frühere Diagnostik und Therapie der Erkrankung zu ermöglichen. Daraus würden niedrigere Rezidivraten, kleinere Eingriffe, geringere Kosten und höhere Lebensqualität der Patientinnen resultieren.