Ultraschall Med 2007; 28 - V_13_3
DOI: 10.1055/s-2007-989108

Hochauflösender Ultraschall als diagnostisches Hilfsmittel in der Wildtierforschung am Beispiel des Europäischen Feldhasen (EFH)

K Röllig 1, F Göritz 1, R Hermes 1, TB Hildebrandt 1
  • 1Institut für Zoo- und Wildtierforschung, Reproduktionsmanagement, Berlin, Germany

Einleitung: Ausgehend von der Ursachenforschung zum Rückgang der Feldhasenpopulationen stellte sich die Frage nach der Rolle der Reproduktion als möglichem Einflussfaktor. Um pathologische Veränderungen bzw. physiologische Besonderheiten des EFH bewerten zu können, waren Grundlagenuntersuchungen zur Reproduktionsphysiologie erforderlich. Ziel war die umfassende Charakterisierung des Trächtigkeitsverlaufes. Weiterführend sollte die Grundlage für ein Projekt zur Erforschung der Superfetation des EFH geschaffen werden.

Methodik: Insgesamt wurden 517 Untersuchungen an in Menschenhand gehaltenen weiblichen EFH durchgeführt und 93 Trächtigkeiten mit bekanntem Ovulationszeitpunkt untersucht. Die Tiere wurden entweder narkotisiert (2% Isofluran, 2–2,5l/min O2) oder in einer speziell für die Untersuchungen entworfenen Fangbox fixiert. Die Ultraschalluntersuchung erfolgte transkutan nach einem standardisierten Untersuchungsgang mittels hochauflösender Ultraschalltechnik. (8–16/10–22MHz Linearsonde; Diasus, Dynamic Imaging Ltd, UK) Es wurden verschiedene morphometrische Parameter (SSL, BPD, Femur, Thorax, Auge, Linse) gemessen.

Ergebnisse: Das erste Anzeichen einer beginnenden Trächtigkeit war der Nachweis von frischen Gelbkörpern am Tag 3 (2,22±0,27mm). Am Tag 6 wurde eine Fruchtblase mit einem Durchmesser von 1,13±0,32mm detektiert. Am Tag 10 konnte der Embryo und am Tag 11 bereits der Herzschlag dargestellt werden. Die im weiteren Verlauf der Trächtigkeit gewonnen Messwerte dienten zur Berechnung von Wachstumskurven. Parallel wurde die Entwicklung der Trächtigkeitsgelbkörper prä- und postpartal verfolgt und eine Kurve berechnet. Die Trächtigkeitslänge betrug 41,71±1,01 Tage. In 33,3% der begonnenen Trächtigkeiten konnten embryonale Resorptionen ohne klinische Symptome detektiert werden.

Schlussfolgerung: Es gelang eine vollständige ultrasonographische Charakterisierung des Trächtigkeitsverlaufes beim EFH am lebenden Tier. Hochauflösender Ultraschall ist im Bereich der Wildtierforschung eine schonende effektive Alternative zur klassischen Einmaluntersuchungen an Sektionsmaterial.