Ultraschall Med 2007; 28 - V_4_10
DOI: 10.1055/s-2007-988959

Beidseitige Nierenarterienstenose?

AE Guthoff 1, O Franzen 2, TP Le 2, FO Henes 3, M Orth 4, CG Schneider 5
  • 1University Hospital Hamburg Eppendorf, Internal Medicine, Hamburg, Germany
  • 2University Hospital Hamburg Eppendorf, Heart Center, Hamburg, Germany
  • 3University Hospital Hamburg Eppendorf, Radiology, Hamburg, Germany
  • 4University Hospital Hamburg Eppendorf, Neurozentrum, Hamburg, Germany
  • 5University Hospital Hamburg Eppendorf, Chirurgie, Hamburg, Germany

Ein 46-jähriger Patient erlitt bei langjährig bekanntem und schwer therapierbarem arteriellem Hypertonus einen linkshirnigen lakunären Infarkt. Eine Duplexuntersuchung der Nieren wurde routinemäßig durchgeführt (Siemens Elegra 3.5MHz Curved – und 7.5MHz Linearschallkopf). Beide Nieren waren sonomorphologisch unauffällig. Duplexsonographisch fielen beidseits poststenotische Spektren auf, ohne dass Nierenarterienstenosen nachzuweisen waren. Auch die Spektren der anderen Abdominalarterien zeigten einen verzögerten systolischen Anstieg und die Femoralarterien waren ohne negativen Flussanteil. Es bestand eine deutliche Arm > Bein Blutdruckdifferenz. Das CT bestätigte die Vermutung einer Aortenisthmusstenose (Coarctatio aortae) distal des Abganges der linken A. subclavia mit Umgehungskreisläufen über die Paravertebralarterien.

In der Aortographie wurde ein Druckgradient von 40mm Hg gemessen, der durch Ballondilatation beseitigt wurde. Zur Sicherung dieses Ergebnisses erfolgte eine Implantation eines nicht medikamentenfreisetzenden Stents. Bei der Aortenisthmusstenose unterscheidet man die präduktale, infantile von der postduktalen, adulten Form, bei der sich in der Regel Kollateralen entwickeln und die Patienten lange Zeit symptomlos bleiben, da der Hochdruck weniger ausgeprägt ist. Die Erstdiagnose im Erwachsenenalter und nach bereits eingetretenen Folgeschäden sollte vermieden werden. Die Notwendigkeit einer Blutdruckmessung an oberer und unterer Extremität bei Erstvorstellung eines Hochdruckpatienten ist verpflichtend. In der Duplexsonographie auf eine Aortenisthmusstenose hinweisend sind die in allen Organbereichen caudal des Diaphragma poststenotischen Flusssignale. Die Erfolge der chirurgischen und endovaskulären Therapie der Aortenkoarktation bei Erwachsenen sind, bei durchaus vergleichbaren Komplikationsraten, ähnlich. Ob die Restenoserate nach endovaskulärem Vorgehen auch nach längerer Zeit niedrig bleibt, muss geprüft werden.