Ultraschall Med 2007; 28 - V_3_22
DOI: 10.1055/s-2007-988933

Monochorial-biamniote Gemini mit selektiver intrauteriner Wachstumsretardierung (sIUWR)

K Scheibner 1, L Raio 1, D Surbek 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Inselspital, Bern, Switzerland

Einführung: Monochoriale Gemini mit sIUWR sind analog dem feto-fetalen Transfusionssyndrom (FFTS) mit einer hohen Morbidität assoziiert. Wir berichten über eine Serie von Fällen aus unserem Perinatalzentrum.

Methodik: Retrospektiv wurden alle monochorialen Gemini mit sIUWR der letzten 7 Jahre untersucht. SIUWR wurde definiert als Abdomenumfang <5. Perzentile eines Feten und einer sonographischen Gewichtsdifferenz von >20%. Small for gestational age (SGA) entsprach einem Geburtsgewicht <10. Perzentile. Untersucht wurden Schwangerschaftsverlauf und neonatales Outcome. Ausgeschlossen wurden FFTS und Monoamniote.

Ergebnisse: Von 184 monochorialen Gemini erfüllten 18 (9.7%) die Einschlusskriterien. Das mediane Gestationsalter bei Erstdiagnose betrug 20.9 (15.7–35.1), bei Geburt 31.4 (16.7–38.6) Wochen. Die Frühgeburtsrate war 81.3%. Die Gewichtsdifferenz pränatal betrug 32.4±5.2%, postnatal 30.7±12.6% (p=NS). Alle IUWR Feten waren auch postnatal SGA, von den Co-Zwillingen waren es 31.3%. Das Geburtsgewicht unterschied sich auch postnatal (1795±728g vs. 1235±650g; p<0.05). Die perinatale Mortalität betrug 13.9%. Von den IUWR verstarben zwei Kinder postnatal, eines intrauterin. In einem Fall kam es zum Abort nach fetoskopischer Nabelschnurkoagulation. Bei den 18 IUWR hatten 4 (22.2%) eine singuläre Nabelschnurarterie und 3 (16.7%) einen Herzfehler. Im Verlauf zeigten 66.7% der IUWR eine pathologische Hämodynamik, aber keiner der Co-Zwillinge. In keinem Fall kam es zum FFTS. Eine schwere Präeklampsie wurde in 22.2% beobachtet.

Schlussfolgerungen: Das plazentare Problem scheint bei der sIUWR im Vergleich zum FFTS prädominant. Beide Entitäten weisen eine hohe und ähnliche Problematik auf, müssen aber pränatal klar voneinander differenziert werden. Während sich das FFTS über eine Oligo-Polyhydramniesequenz definiert, ist bei der sIUWR das Wachstum massgebend. Hinsichtlich Management der sIUWR bedarf es weitere Studien.