Aktuelle Dermatologie 2007; 33 - A38
DOI: 10.1055/s-2007-988837

Die Bedeutung des Vehikels bei kosmetischen Formulierungen

W Gehring 1
  • 1Direktor der Hautklinik der Stadt Karlsruhe

Bei kosmetischen Formulierungen ist die Wahl des geeigneten Vehikels aus zwei verschiedenen Gründen von Bedeutung.

Durch das Vehikel kann Einfluss auf den Hautzustand genommen werden und bei nicht adäquatem Einsatz der Hautzustand verschlechtert oder Krankheitsbilder provoziert werden. Die periorale Dermatitis tritt als Erkrankung aus dem Formenkreis der seborrhoischen Haut häufig als Folge der Verwendung okkludierend wirksamer lipophiler Vehikel auf. Vergleichbares gilt bei der Akne vulgaris. Entgegengesetzt wird die bereits gestörte epidermale Barrierefunktion bei trockener empfindlicher Haut – wie dies bei der atopischen Dermatitis der Fall ist – durch hydrophile Vehikel verstärkt geschädigt. Für diesen Effekt wird der Tensidgehalt hydrophiler Vehikel verantwortlich gemacht.

Bei der Rezeptur kosmetischer Wirkstoffe kommt ähnlich wie bei der Verwendung topisch wirksamer Arzneistoffe dem Vehikel eine ausschlaggebende Rolle zu. Urea entfaltet die beste hydratisierende Wirkung in einem lipophilen Vehikel, Glycerin hingegen in einem hydrophilen Vehikel. Triclosan und Nachtkerzensamenöl sind aufgrund ihrer Lipophile in hydrophilen Vehikeln unwirksam und benötigen eine lipophile Grundlage. Bei der Rezeptur von Vitaminen in kosmetischen Formulierungen genügt die Betrachtung der Wasser- beziehungsweise Fettlöslichkeit des Vitamins nicht. Vitamin E hydratisiert sowohl in O/W- als auch in W/O-Emulsionen. Eine Stabilisierung der epidermalen Barrierefunktion durch Vitamin B5 (Dexpanthenol) wird am effektivsten durch die Verwendung eines lipophilen Vehikels erreicht.

Bei der richtigen Verwendung des Vehikels in kosmetischen Formulierungen müssen der aktuelle Hautzustand und die erwünschten pharmakologischen Effekte inkorporierter Wirkstoffe berücksichtigt werden.