Aktuelle Dermatologie 2007; 33 - A33
DOI: 10.1055/s-2007-988832

Komplikationen bei Tätowierungen und Piercings

WI Worret 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, München

Da sowohl Tätowierungen als auch Piercen invasive Verfahren sind, bei denen die Haut durchtrennt wird, ist es nicht verwunderlich, dass sie mit vielen Komplikationen behaftet sein können. Bei beiden kann es zu Vereiterungen oder zur Übertragung von Infektionserkrankungen kommen, bei beiden kann es durch die Einbringung künstlicher Substanzen zu Fremdkörperreaktionen oder Allergien führen. Größere Verletzungen werden naturgemäss bei den Piercings gesehen, die in Abhängigkeit zu ihrer Lokalisation starke Blutungen, Knorpelnekrosen, Nervenschädigungen oder Verletzungen der Urethra verursachen können. Extreme Schwellungen können auch eine Gangrän z.B. des Penis bedingen. Oft wird durch den invasiven Kontakt der Schmuckstücke eine Nickelallergie gebahnt oder ausgelöst. Aber auch eine Sarkoidose kann durch beide Praktiken reaktiviert werden, ebenso wie eine Kollagenose. Als Infektionen werden übertragen: Warzen, Hepatitis, Tuberkulose, HIV. Bei Prädisponierten treten Keloide auf. Generell sollten Piercings oder Tätowierungen nicht bei Patienten mit einem M. Crohn, M. Behçet, Rheuma oder einer Neurodermitis vorgenommen werden. Insbesondere kann es bei Tätowierungen zur Ausbildung von Pseudolymphomen kommen. Inwieweit gewisse Tätowierungsfarben frei von Toxinen oder Kanzerogenen sind ist oft ungeklärt. Zu einem besonderen Problem kann die in der Damenwelt so beliebte Tätowierung über den Lendenwirbeln, im Volksmund auch als „Arschgeweih“ bekannt, werden. Muss nämlich, z.B. wegen einer Geburt; eine Spinalanästhesie durchgeführt werden, so können durch die Kanüle Farbpartikel in den Spinalkanal eingebracht werden, was zu nicht bekannten Konsequenzen führen kann. So muss den vor solch einer örtlichen Betäubung ein Hautschnitt gemacht werden, um die Kanüle tiefer anzusetzen.