Pneumologie 2007; 61 - A26
DOI: 10.1055/s-2007-988790

Abszesse des Mediastinums – Analyse der eigenen Ergebnisse

M Steinert 1, S Scharper 1, M Holler 2, U Kienast 3, W Schütte 1
  • 1Pneumologisch-thoraxchirurgisches Zentrum
  • 2Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
  • 3Klinik für HNO am Klinikum Martha-Maria Halle-Dölau

Einleitung: Mediastinale Abszedierungen sind selten und bedürfen der engsten interdisziplinären Kooperation. Ursächlich finden sich Entzündungen des HNO-Bereiches oder Rupturen von Oesophagus sowie Läsionen der Trachea. Extramediastinale Foci sind kaum zu beobachten.

Methoden: In einer retrospektiven Analyse aus dem letzten Jahr wurden drei Patienten in unserem Klinikum interdisziplinär betreut, die auf Grund einer mediastinalen Abszedierung behandelt wurden.

Ergebnisse:Bei den drei Patienten handelt es sich um zwei Frauen (Oesophagusruptur; retropharyngealer Abszess mit mediastinal diffuser Ausbreitung) sowie einen 68-jährigen Mann mit veralteter Trachealruptur. Im Regime erfolgte die Mediastinostomie, das mediastinale Debridement, in zwei Fällen sowohl von links als auch von rechts. Initial wurde die HNO-ärztliche Versorgung als ausreichend bedacht, wies sich jedoch als inkomplett aus, weil es zur foudroyanten Einschmelzung in das obere Mediastinum mit der erforderlichen thoraxchirurgischen Sanierung kam. Die Patienten wurden mehrfach thorakotomiert, um das Konzept der Detoxikation, des Debridements und der Lavage einzubringen. In Abhängigkeit der Verletzung bzw. des Mechanismus der Abszedierung erfolgte die Versorgung des betroffenen Organs: der Oesophagus konnte genäht und plastisch gedeckt werden, die Trachea vernäht, rekonstruiert als auch mittels Stent versorgt werden. Die Infektion im HNO-Bereich wurde nach dem standardisierten fachärztlichen Regime mit second look geführt. Zwei Patienten überlebten die Erkrankung, die 80-jährige Patienten verstarb im Multiorganversagen.

Diskussion:Die mediastinale Abszedierung ist ein extrem komplexes Krankheitsbild und bedarf der absoluten interdisziplinären Strategie. Die Letalität wird bis zu 80% angegeben. Ein frühzeitiges Erkennen und aggressives chirurgisches Vorgehen in Kombination mit flankierender und stützender intensivmedizinischer Betreuung kann das Outcome extrem verbessern. Im intensivmedizinischen Einklang muss die antibiotische Therapie und die optimale Beatmungssituation gesichert werden.