Pneumologie 2007; 61 - A23
DOI: 10.1055/s-2007-988787

Unerwartete Differenzialdiagnose bei einem jungen Mann

T Schröder 1, D Reckel 2, W Haberbosch 2, JU Bauer 1
  • 1Klinik für Pneumologie, Beatmungs- und Schlafmedizin
  • 2Klinik für Innere Medizin I (Kardiologie und internistische Intensivmedizin), SRH Zentralklinikum Suhl gGmbH

Einleitung: Wir berichten über einen 25-jährigen debilen Mann, der wegen zunehmender Atemnot unter V.a. eine Pneumonie in unsere Klinik eingewiesen wurde.

Kasuistik: Ambulant erfolgte im Vorfeld eine antibiotische Anbehandlung mit einem Makrolid. Zum Aufnahmezeitpunkt war der Patient klinisch stabil. Es bestanden weder fieberhafte Temperaturen noch Zeichen einer respiratorischen Insuffizienz. Bei der klinischen Untersuchung fanden sich eine Klopfschalldämpfung und auskultatorisch feinblasige Rasselgeräusche über den basalen Lungenabschnitten beidseits. Die Laborparameter zeigten mäßig erhöhte entzündliche Veränderungen mit einer geringen Leukozytose und CrP Erhöhung auf 40mg/l (NM: 0,3–5).

Auf der Röntgenthoraxaufnahme stellten sich zum Aufnahmezeitpunkt im Bereich der Lungenunterfelder beidseits diffuse Infiltrate mit einer netzig streifigen Zeichnungsvermehrung sowie beidseitige Pleuraergussverschattungen dar.

Bereits am 2. Tag der stationären Aufnahme kam es zu fieberhaften Temperaturen bis 39,5°C sowie zu einem massiven crP-Anstieg. Therapeutisch leiteten wir die antibiotische Behandlung mit einem Cephalosporin ein.

In der Folge verschlechterte sich der Zustand des Patienten rapide mit Zunahme der Pleuraergüsse, Ausbildung eines Perikardergusses sowie rascher Entwicklung einer beatmungspflichtigen respiratorischen Insuffizienz.

Diagnostisch fanden sich in den Punktaten aus Pleura- und Pericarderguss atypische Zellen, die primär als verdächtig auf eine epitheliale Neoplasie eingeschätzt wurden.

Eine transbronchiale Lungenbiopsie erbrachte den Befund eines Adenokarzinoms und die Magenschleimhautbiopsie den Befund eines großzelligen diffus wachsenden Karzinoms.

Leider verstarb der Patient innerhalb kurzer Zeit, ohne dass der Allgemeinzustand therapeutisch beeinflussbar war, an einem Multiorganversagen.

Autoptisch bestätigte sich als Primärbefund ein großzelliges schleimbildendes Karzinom am Mageneingang mit massiver multilokulärer Metastasierung.

Diskussion: Auch bei extrem jungen Patienten müssen seltene Differenzialdiagnosen bei scheinbar entzündlichen Lungenprozessen berücksichtigt werden.