Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2007; 17 - A32
DOI: 10.1055/s-2007-988741

Frakturen und Osteoporose in der Anschlussheilbehandlung

W Menke 1, K Kuhn 1, O Frank 1
  • 1Gesundheitszentrum Saarschleife, Mettlach-Orscholz

Frage: Gegenstand der vorgestellten Studie ist die laufende Erfassung von Patienten, die nach der Akutbehandlung von Frakturen zur stationären Rehabilitation aufgenommen wurden. Ausgeschlossen wurde dabei Frakturen die im Rahmen von Arbeitsunfällen, Verkehrs- oder Sportunfällen aufgetreten sind. Neben allgemeinen biometrischen Daten sollen spezifische Faktoren wie Frakturrisiken, Vorbehandlung, Knochendichtewerte ermittelt werden sowie eine adäquate Therapie insbesondere bei vorliegender Osteoporose eingeleitet werden.

Methode: Sämtliche zur stationären Anschlussheilbehandlung nach Frakturen in die Rehabilitationsklinik aufgenommenen Patienten wurden ab 2007 in die laufende Studie aufgenommen. Ausgeschlossen wurden Frakturen nach Arbeits-, Verkehrs- und Sportunfällen. Im Rahmen der klinischen Untersuchung wurden insbesondere vorbehandelte Osteoporose sowie vorliegende Risikofaktoren erfasst. Bei allen Patienten wurden Knochendichtemessungen mittels DPX an Femur und LWS sowie eine quantitative Ultraschallmessung der Ferse durchgeführt. Basierend auf den Ergebnissen wurde abschließend eine Osteoporosetherapie entsprechend der Leitlinien begonnen.

Ergebnis: In den ersten sechs Monaten nach Beginn der Studie waren 44 Patienten, 38 Frauen und 6Männer mit einem Durchschnittsalter von 70 Jahren in die Studie aufgenommen. Bei zwei Drittel der Patienten handelte es sich um eine Hüftfraktur bzw. eine Fraktur der unteren Extremitäten. Bei 23 Prozent lag eine Wirbelkörperfraktur vor und 10% hatten eine Fraktur an den oberen Extremitäten erlitten. Die Knochendichtemessung mittels DPX an LWS und Femur ergab bei 30 Patienten eine Osteoporose mit T-Werten von unter –2,5. Eine Osteopenie mit T-Werten ab –2,0 lag bei 42 Patienten vor. Nur bei sechs Patienten war eine Osteoporosetherapie eingeleitet. Bei den Wirbelkörperfrakturen lag die niedrigste Knochendichte mit einem T-Wert von –3,19 an der Wirbelsäule. Bei den Hüftfrakturen bzw. Frakturen der unteren Extremitäten ergab die Knochendichtemessungen bzw. quantitative Ultraschallmessung die niedrigsten T-Wert am Wards-Dreieck mit T=–2,5 und an der Ferse mit T=–2,5. Die niedrigsten T-Werte bei Frakturen der oberen Extremitäten fanden sich mit –2,86 und –2,84 an der Ferse bzw. an der LWS. Die Korrelationsanalyse ergab für die Beziehung zwischen DPX der Hüfte und DPX der LWS mit r=0,374 nur eine geringere Übereinstimmung. Die quantitative Ultraschallanalyse korrelierte mit Hüft-DPX mit r=0,573 und mit der WS-DPX mit r=0,518.

Diskussion: Die ersten Ergebnisse der laufenden Studie deuten darauf hin, dass etliche der typischen „Osteoporosefrakturen“ in der Knochendichtemessung keine Osteoporose aufweisen. Weiterhin fand sich zwischen den verschiedenen Messorten und Messmethoden der Knochendichte zwar eine statistisch signifikante Überseinstimmung. Praktisch relevant ist aber, dass nur in einem Viertel der untersuchten Patienten die Ultraschallanalyse der Ferse mit den Ergebnissen der LWS- und Hüft-DPX übereinstimmte. Dass in der vorliegenden Studie nur bei 6 Patienten eine Osteoporosetherapie vor der Fraktur eingeleitet worden war, weist auf die noch bestehenden Defizite in der Osteoporosebehandlung hin.