Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 68 - P67
DOI: 10.1055/s-2007-988705

Ungewöhnliche Häufung periklitoraler Vulvakarzinome – Vergleich mit der Literatur und Hinweise zum operativen Management

S Frölich 1, A Suerken 1, P Dall 1
  • 1Lüneburg

Eine Analyse der in den letzten 15 Monaten in der Frauenklinik des Städtischen Klinikums Lüneburg am Vulvakarzinom operierten Patientinnen (n=20) zeigte eine Häufung des periklitoralen Befalls, dieser trat bei 75% der Patientinnen auf. In der Literatur ist eine derartige Häufung bisher nicht beschrieben; hier werden als Ursprung der meisten Karzinome die Labien genannt. Das Erkrankungsalter der Betroffenen lag in 35% der Fälle vor dem 60. Lebensjahr (Median 65,5).

Das Vulvakarzinom gilt mit einer Inzidenz von 0,4 auf 100.000 bei Frauen unter 40 als Erkrankung des höheren Lebensalters mit einem Altersgipfel um 70 Jahren. Eine Verschiebung zu den jüngeren Altersgruppen wurde jedoch bereits in retrospektiven Analysen (Jones et al 1994) beobachtet. Es handelt sich um eine retrospektive Analyse der Daten von 20 Patientinnen, die mit der Erstdiagnose Vulvakarzinom im Beobachtungszeitraum behandelt wurden.

Bei 20% der Patientinnen war der HPV-Status bekannt (25% HPV pos. 75% HPV neg.). Begleitend wurde bei 30% ein Lichen sclerosus beschrieben. Die Tumorgrößen bewegten sich von 8 bis 105mm (Median 21,5mm). In 95% der Fälle handelte es sich um verhornende Plattenepithelkarzinome, in einem Fall im Zusammenhang mit adenoider Komponente. Im Durchschnitt betrug die Invasionstiefe 1,9mm, die durchschnittliche Tumordicke lag bei 8,5mm. In 20% der Fälle lag eine nodalpositive Situation vor, bei ebenfalls 20% des Patientenkollektivs ließ sich eine Lymphangiosis nachweisen.

Die periklitorale Lokalisation stellt besondere Anforderungen an das operative Vorgehen. Die jüngste Patientin aus dem Kollektiv war 19 Jahre alt und stellte sich mit einem HPV-positiven präsymphysären Rezidiv eines voroperierten und vorbestrahlten Vulvakarzinoms vor. Mithilfe eines invertierten TRAM-Lappens konnte hier eine R0-Resektion unter Mitnahme des Symphysenperiosts erreicht werden.