Fallbericht:
Senkungsbeschwerden bei jungen Patientinnen sind eher selten. Wir präsentieren den
Fall einer 38-jährigen Patientin, die sich 8 Monate nach Spontanpartuns (Knabe, 3590g)
in unserer urogynäkologischen Sprechstunde vorstellte. Die Patientin klagte über einen
Uterusdescensus mit typischen ziehenden Beschwerden nach unten. Da ihr bereits eine
Hysterektomie angeraten wurde, fragte sie nach alternativen Verfahren. Eine weitere
Schwangerschaft war mindestens noch geplant. Bei der gynäkologischen Untersuchung
zeigte sich eine deutliche Genitalsenkung mit descendierenden Uterus bis in den Introitus
vaginae. Außerdem wurde eine Zystocele 1. Grades und eine Rektocele 1. Grades festgestellt.
Die urodynamische Untersuchung war unauffällig, keine larvierte Inkontinenz. Die Patientin
wünschte einen Uteruserhalt. Deshalb wurde ihr ein minimalinvasives Verfahren, die
laparoskopische Zerviko-Utero-Sakropexie vorgeschlagen. Die inoperativen Schritte
sollen anhand der laparoskopischen OP-Bilder demonstreirt werden.
Methode:
Legen einer bipolaren Koagulationsstraße entlang der rechten Kante von Sigma bzw.
Rektum und spalten des Peritoneums. Weiteres spalten des Peritoneums bis hinunter
ins kleine Becken und Hochführen auf die Vaginal- bzw. Zervixhinterwand. Präparation
und Darstellung des Os sacrum mit seinem Ligamentum longitudinale anterius. Weitere
Separation des Rektums nach links lateral unter konsultierendem Hochschieben des Uterus
bzw. Zervix. Freilegen der Zervixhinterwand. Vorlegen von zwei Nähten mit adäquatem
Erfassen des Ligamentum longitudinale. Die Fäden werden anschließend im Bereich der
Zervixhinterwand ebenfalls zweimal gestochen und vorgelegt. Anschließend erfolgt das
Einpassen des Prolene-Netzes mit Zuschneiden eines Streifens von 2×6cm. Einbringen
des Prolene-Streifens in das Abdomen. Über intrakorporal geknüpfte Nähte wird das
eine Ende des Prolene-Netzes an der Zervixhinterwand sicher fixiert. Unter konsultierender
Kontrolle und Hochschieben des Uterus wird spannungsfrei das Prolene-Netz anschließend
an der Sacrumvorderwand mittels der schon vorgelegten Fäden fixiert. Hierdurch resultiert
eine gute, spannungsfreie Elevation des Uterus. Die frei gelegten peritonealen Ränder
werden mit einer fortlaufenden Tabaksbeutelnaht über dem Prolene-Netz vereinigt, so
dass eine vollständige Retroperitonealisierung des Netzes erzielt werden kann.
Verlauf:
Der postoperative Verlauf war unauffällig. Die Kontrolluntersuchung 3 Monate nach
der OP zeigte regelrechte Verhältnisse. Weitere 3 Monate später wurde die Patientin
spontan schwanger und inzwischen per Kaiserschnitt von einem gesunden Knaben entbunden.
Schlussfolgerung:
Neben operativen Verfahren zur Behandlung von Descensus uteri, die mit einer Hysterektomie
assoziiert sind und neueren anterioren und posterioren Mashinterponaten (fehlende
Langzeitergebnisse), stellt das beschriebene minimalinvasive Vorgehen eine fertilitätserhaltende
Alternative, insbesondere für junge Patientinnen, dar.