Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 68 - P35
DOI: 10.1055/s-2007-988674

IVF als beste Therapieoption bei tubarer Sterilität? Welche Chancen bietet die Mikrochirurgie bei Störungen der Tubenfunktion? Ergebnisse von 536 mikrochirurgischen Operationen

C Schippert 1, GJ Garcia-Rocha 1, HW Schloesser 1
  • 1Hannover

Einleitung:

Bei tubarer Sterilität kann entweder mittels einer rekonstruierenden Operation an den erkrankten Tuben oder im Rahmen einer IVF-Therapie der Kinderwunsch eines Paares erfüllt werden.

Probleme der IVF liegen in niedrigen Geburtenraten von max. 20% bei einer klinischen Schwangerschaftsrate von ca. 28–30% und vor allem in der großen Anzahl der Mehrlingsschwangerschaften von ca. 24% mit z.T. erheblicher konsekutiver mütterlicher und kindlicher Morbidität und Mortalität.

Die Nachfrage nach rekonstruierenden Eingriffen, seit Jahrzehnten eine etablierte Therapieform, ist zuletzt angestiegen, auch wenn viele Frauen von ihren Ärzten nicht über die Möglichkeit mikrochirurgischer Operationen als alternative Behandlungsmöglichkeiten bei tubar bedingter Sterilität informiert werden.

Methodik:

Von 1990–2001 wurden bei uns 426 Patientinnen (Pat.) (Alter 31 Jahre) aufgrund einer tubaren Sterilität mikrochirurgisch operiert: es wurden Adhäsiolysen, Anastomosen, Fimbrioplastiken und Salpingostomien durchgeführt.

Bei weiteren 110 Pat. wurde von 1990–2000 eine Refertilisierung (Refi) nach Sterilisation durchgeführt (34,4 Jahre).

Es konnten insgesamt 287 Pat. (und 76 Pat. nach Refi) erreicht und in die Analyse aufgenommen werden.

In der Analyse wurde nur die erste, dem Eingriff folgende Schwangerschaft (SS) berücksichtigt, auch wenn nach einer EUG oder einem Abort eine normale SS eintrat.

Ergebnisse:

43,4% der operierten Frauen wurden schwanger (exkl. Refertilisierung):

Adhäsiolysen: 42,2%

Fimbrioplastiken: 54,6%

Salpingostomien: 34,6%

Anastomosen: 55,9%

Nach Refertilisierungen wurden 75% schwanger.

Insgesamt 29,2% (Refi: 53,9%) wurden von einem Kind entbunden, bei 7,9% (Refi: 5,3%) trat eine EUG und bei 6,4% (Refi: 15,8%) ein Abort auf. Bei 56,8% (Refi: 25%) trat postoperativ keine Gravidität ein.

Zusammenfassung:

43,4% der mittels einer rekonstruierenden Operation an den erkrankten Tuben operierten Frauen wurden schwanger (bei Refertilisierung: 75%).

Insgesamt 29,2% der operierten Frauen (Refertilisierung: 53,9%) wurden von einem Kind entbunden.

Probleme der IVF liegen in niedrigen Geburtenraten (19–20%) bei SS-Raten von 28–30% und in der großen Anzahl der Mehrlingsschwangerschaften (ca. 24%). Durch den Mehrfacheinsatz einer IVF sind individuell höhere SS-Raten möglich. Aufgrund der erheblichen Eigenbeteiligung des Paares an einer IVF seit 2004 ist die Nachfrage nach rekonstruierenden Eingriffen zuletzt deutlich angestiegen.

Rekonstruierender Eingriffe bieten gegenüber der IVF-Therapie folgende Vorteile:

  • Wiederherstellung der natürlichen Konzeptionsfähigkeit

  • wiederholte Schwangerschaften ohne erneute Therapie sind möglich

  • hohe postoperative Geburtenraten

  • keine Mehrlingsproblematik, geringere Frühgeburts-/Sectiorate

  • niedrigere Behandlungskosten

Daher sollte jedes Paar bei tubarer Sterilität fachgerecht über eine mikrochirurgische Operation als Behandlungsmöglichkeit aufgeklärt werden.