Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 68 - P34
DOI: 10.1055/s-2007-988673

Wie sinnvoll ist die Gabe von GnRH-Analoga bei Endometriose? Rezidivhäufigkeit und postoperative Schwangerschaftsrate nach mikrochirurgischen Sterilitätslaparotomien bei schweren Endometriose (rAFS Grad IV)

C Schippert 1, GJ Garcia-Rocha 1, HW Schloesser 1
  • 1Hannover

Einleitung:

Die Rezidivraten nach Primärtherapie der Endometriose (Endom.) liegen zwischen 20–80%. Hauptsymptome der die Patientin (Pat.) extrem belastende Endometriose rAFS IV° sind Dysmenorrhoen, Dyspareunie und der unerfüllte Kinderwunsch (KiWu). Bei ausgedehnter Endometriose werden Schwangerschaftsraten (SS-Rate) nach laparoskopischer Operation (OP) von 20–64% bzw. 28–51% nach konservativer Chirurgie beschrieben. Die Therapie der Endometriose rAFS IV° ist somit nach wie vor eine große Herausforderung und erfordert individuelle Therapiekonzepte.

Methodik:

Von 1999–2002 wurden 78 Pat. aufgrund schwerer Endom. (rAFS IV°) per mikrochirurgischen Sterilitätslaparotomie (Steri-Lap) operiert. Bei 83% wurde vor Durchführung der Steri-Lap mindestens eine andere OP durchgeführt. Eine präoperative (präop.) Therapie (Th.) mit GnRH-Analoga oder einem anderen Hormonpräparat (Pille) wie Gestagenen, Danazol oder oralen Kontrazeptiva wurde in Abhängigkeit einer Staging-Laparoskopie oder des Ultraschallbefundes durchgeführt. Der intraop. Befund der Steri-Lap entschied über eine postoperative (postop.) Therapie. 52 Pat. konnten in dieser retrospektive Analyse kontaktiert werden (Alter 30,9 Jahre [23–39]).

Seit der Steri-Lap waren mindestens 2 Jahre vergangen. Bei 37% wurde die OP ausschließlich aufgrund endometriosebedingter Beschwerden durchgeführt, bei 63% stand der KiWu im Vordergrund.

Ergebnisse:

  • Summe der prä- und postop. Therapien:

    65,4%

    prä-/postop. GnRH-Analoga (5,2 Monate)

    9,6%

    präop. keine Th. + postop. Pille

    7,7%

    präop. GnRH-Analoga + postop. Pille

    3,9%

    prä-/postop. Pille

    5,8%

    keine Th.

    7,7%

    unbekannt

  • Postoperative Schwangerschaftsrate: 42% (22 Pat.; 73% spontan, 27% IVF)

  • Postoperative Schwangerschaftsrate: 61%, sofern wegen Kinderwunsch operiert wurde (75% spontan, 25% IVF)

  • Gesamt-Rezidivfreiheit: 73% (nach wenigstens 2 Jahren). Rezidive: 27% (in 50% erneute OP)

  • Rezidivfreiheit: 79% bei Pat., die aufgrund endometriosespezifischer Beschwerden operiert wurden

Zusammenfassung:

Bei schwerer Endometriose ist die Gabe von GnRH-Analoga weiter sehr sinnvoll.

In unserer Klinik konnten mittels mikrochirurgischer Sterilitätslaparotomien mit überwiegend prä- bzw. postop. (anti)hormoneller Therapien postoperative Schwangerschaftsraten von 42% (Gesamtkollektiv) bzw. 61% erzielt werden, sofern vor allem wegen Kinderwunsch operiert wurde.

73% aller Pat. blieben mind. 2 Jahre rezidivfrei.

Sogar 79% blieben rezidivfrei, sofern die Operation aufgrund endometriosespezifischer Beschwerden durchgeführt wurde.

Folgendes Konzept erscheint daher bei schwerer Endometriose (rAFS IV°) sinnvoll:

  • initiale antihormonelle Therapie mit GnRH-Analoga (2–4 Monate)

  • operative Sanierung per mikrochirurgischer Sterilitätslaparotomie

  • evt. postop. Therapie mit GnRH-Analoga (2–3 Monate)/gestagenbetonte Pille

  • Sanierung der Endometriose und Kinderwunsch: SS anstreben