Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 68 - P31
DOI: 10.1055/s-2007-988670

Bei breiter Indikation zum Präimplantationscreening (PGS) werden große Aneuploidieraten bei menschlichen Eizellen gefunden

AG Schmutzler 1, B Acar 1, J Weimer 1, N Arnold 1, L Mettler 1, W Jonat 1
  • 1Kiel

Einleitung:

Es ist Ziel der PGS, die Erfolgsraten der artifiziellen reproduktiven Techniken (ART) zu verbessern. Eine hohe Aneuploidierate, auch bei jungen Frauen, rechtfertigt eine weite Indikation. Da wir nunmehr vergleichbare Erfolgsraten mit und ohne PGS haben, analysierten wir retrospektiv die Embryologie und Klinik unserer Erfolgskaskade, um ggf. Hinweise für eine Änderung des Vorgehens zu erhalten.

Material und Methoden:

Nach Genehmigung der Ethikkommission führten wir insgesamt 60 Zyklen durch. PGS wurde allen Patienten mit mehr als 5 Eizellen angeboten, unabhängig vom Alter oder anderen Indikationen, durchgeführt durch Laserbiopsie des ersten Polkörpers am Tag 0, Fixierung durch FISH und Hybridisierung der Chromosomen 13, 16, 18, 21, 22. Zygotenselektion wurde am Tag 1 durchgeführt, der Embryotransfer normalerweise am Tag 2, mit einem angestrebten elektiven Doppelembryotransfer nachweisbar “euploider“ (für 5 Chromosomen) Eizellen. Wenn keine 2 euploiden Eizellen verfügbar waren, wurden 1 oder 2 nicht detektierte Eizellen transferiert.

Ergebnisse:

Das Durchschnittsalter der Frauen war 36 Jahre (Range 25–44 Jahre). Embryotransfere wurden in 57 Fällen durchgeführt (95%), resultierend in 14 (25%) Schwangerschaften, 8 Geburten und 6 Aborte. 584 reife Eizellen wurden gewonnen, 489 (85%) biopsiert, 454 (91%) überlebten, 365 (73%) wurden befruchtet. 449 (90%) konnten fixiert werden, 334 (74%) konnten genetisch analysiert werden, 129 (39%) waren euploid, 205 (61%) aneuploid. 106 Embryos wurden transferiert, 66 (62%) wurden durch euploide Eizellen generiert. Die Implantationsrate war 14%. Bei 47 Fällen (77%), mit einem Durchschnittsalter von 35 Jahren, waren 50–100% der biopsierten Eizellen aneuploid.

Schlussfolgerungen:

PGS ist sicher in dem Sinne, dass die Schwangerschaftsrate pro Embryotransfer (25%) vergleichbar ist mit dem deutschen Durchschnitt (28%). Die Aneuploidierate pro Patient ist hoch, auch bei einer weiten, nicht altersabhängigen Indikation. Ferner gibt es eine große Rate von Patienten, bei denen die Mehrzahl der Eizellen aneuploid ist. Um die angestrebten Vorteile der PGS zu finden, sollten die Indikationen embryologisch (Morphologie der Eizellen), nicht nur klinisch (Alter der Patienten) definiert werden. Die Vorteile der Methodik (Selektion) scheinen mit ihren Nachteilen (Entwicklung nach der Biopsie) zu konkurrieren.