Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 68 - P30
DOI: 10.1055/s-2007-988669

Materne Komplikationen und „fetal outcome“ bei diabetischen Schwangerschaften und optimaler „Mutterschaftsvorsorge“

SM Günter 1, A Von der Wense 1, MH Carstensen 1
  • 1Hamburg

In den Jahren 2005/06 wurden im Geburtszentrum des Albertinen-Krankenhauses Hamburg 3677 Schwangere entbunden. Die Betreuung der Risikoschwangerschaften mit einem präexistenten Diabetes oder Gestationsdiabetes erfolgte in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Neonatologie des AKK.

Fragen:

Mit welcher perinatalen und neonatalen Morbidität ist bei optimaler „Mutterschaftsvorsorge“ und Einsatz aller modernen Überwachungsmethoden bei Schwangeren mit einem Gestationsdiabetes zu rechnen? Wie hoch ist die Rate an Frühgeborenen, Reifgeborenen und dystrophen, bzw. makrosomen Kindern in diesem Risikoschwangerenkollektiv?

Ergebnisse:

Es wurden 158 Schwangere (Inzidenz 4,3%, Alter d33,4 Jahre) mit der Diagnose einer diabetischen Stoffwechsellage erfasst. Von diesen Frauen hatten 131 (83%)einen Gestationsdiabetes, der in 54 Fällen (65%) einer Insulintherapie bedurfte. Bei 27 Frauen (17%)lag ein präexistenter Typ1 D.m. vor. Die Neugeborenen (Geburtsgewicht d3365g)dieser Mütter wurden mithilfe eines standardisierten Protokolls zur Erkennung einer Hypoglykämie auf der Wochenstation überwacht. Gemäß den Empfehlungen der DGGG erfolgte die Aufnahme in den Kreißsaal spätestens am rechnerischen ET zur Geburtseinleitung. Das durchschnittliche Gestationsalter betrug 39 SSW. 13 Kinder (8%)wurden vor Abschluss der 37. SSW geboren, auf der mütterlichen Seite waren hier in 8 Fällen vorzeitige Wehen angegeben worden, davon fünf (3%)konsekutiv nach vorzeitigem Blasensprung. Demgegenüber haben 49 Frauen (31%)den ET überschritten. 29 Kinder (18%)wiesen ein Geburtsgewicht von über 4000g auf. Demgegenüber standen 9 dystrophe (<10. Percentile)Kinder (6%).

Insgesamt bedurften 14 Kinder (9%)einer intensiven neonatologischen Überwachung in der Neugeborenen Intensiv Abteilung. Der häufigste Hauptdiagnose war die frühe Entbindungswoche (n=5) nach vorausgegangenen vorzeitigen Blasensprunges. Von diesen Frühgeborenen war eines dystroph entwickelt. In 3 Fällen (28%)war die cardiopulmonale Adaptationsstörung reifer Neugeborener der Grund für eine Verlegung. Neonatale bakterielle Infektionen mussten bei insgesamt 3 Kindern behandelt werden. Eine behandlungspflichtige Fetopathia diabetica (Hypertrophie, Hypoglykämie, Atemstörung) wies nur ein Kind auf.

Zusammenfassung:

Die Frühgeborenenrate ist in unserem Untersuchungskollektiv der Jahre 2005/06 die häufigste fetale Morbidität und Grund für eine neonatologische Überwachung. Bei der Betreuung von Schwangeren mit einem Gestationsdiabetes müssen neben der Kontrolle eines eutrophen fetalen Wachstums und Kontrolle der mütterlichen Blutzuckereinstellung ebenso die Diagnostik und Prophylaxe zur Vermeidung eines vorzeitigen Blasensprunges mit der Folge einer Frühgeburt beachtet werden. Hierfür geeignet sind neben sonografischen Kontrollen zum Ausschluss eines Polyhydramnions regelmäßige vaginale pH-Messungen und Nativbeurteilungen als Hinweis für eine bakterielle Vaginose. Positive bakteriologische Abstrichbefunde von Vagina und Zervix müssen konsequent therapiert werden.