Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 68 - P22
DOI: 10.1055/s-2007-988661

Entwicklung eines neuen Biomarkers zur frühzeitigen Diagnose einer erneuten, rezidivierenden Abort- bzw. Frühgeburtsneigung? Intraindividuelle Veränderungen maternaler CD45-T-Lymphozyten-Antigene bzw. deren Ratio: Ergebnisse einer Pilotstudie

C Schippert 1, C Dammann 1, O Dammann 1, R Hass 1
  • 1Hannover

Einleitung:

Bei präpartalen Infektionen steigen die Risiken für eine Fehl- bzw. Frühgeburtlichkeit sowie pulmonale und zerebrale Langzeitschädigungen des Kindes. Die bisher gebräuchlichen Methoden zur Beurteilung des Vorliegens einer materno-fetalen Entzündungsantwort sind unzureichend, daher wurde diese Pilotstudie auf die immunregulatorisch molekularen Marker CD45RA und CD45RO konzentriert. Auf naiven T-Zellen wird überwiegend das CD45RA-Antigen und auf „memory cells“ das CD45RO-Antigen exprimiert. Nach Antigen-Exposition kann sich hier eine Immunmodulation einstellen.

Intraindividuelle Veränderungen von CD45RO könnnen möglicherweise einen Hinweis auf eine sich anbahnende intrauterine Infektion geben, die erst später durch konventionelle Methoden nachweisbar ist. Angestrebtes Ziel dieser Studie ist es daher, die T-Lymphozyten-Antigene CD45RO, -RA und -RA/RO bzw. deren Ratio zu bestimmen.

Methodik:

  • Zeitpunkte der Bestimmung: 6., 9., 12., 15., 18., 21., 24. SSW, bei Entbindung

  • Isolierung der Lymphozyten über Ficoll-Gradientenzentrifugation

  • Anreicherung der T-Lymphozyten mittels antikörpergekoppelter MACS-Technologie

  • Markierung der T-Lymphozyten mit PE-gekoppelter CD45-RO und FITC-gekoppeltem CD45-RA Antikörpern und Analyse im FACS

Bislang wurden 9 Risiko-Pat. (rezidivierende Fehl-/Frühgeburten) rekrutiert. 3 Pat. sind noch schwanger (15., 17., 23. SSW), eine Pat. erlitt einen IUFT (15. SSW). Fünf Pat. wurden bis zur 24. SSW bzw. Entbindung betreut.

Ergebnisse:

Bei 3 Pat. konnten keine Veränderungen der CD45RA/RO Ratios beobachtet werden. Diese Pat. hatten keinerlei Fehl- oder Frühgeburtsbestrebungen und entbanden termingerecht.

Bei 2 Pat. wurden deutliche Veränderungen der CD45RO Expression festgestellt, welche mit zeitgleich auftretenden Schwangerschaftskomplikationen assoziiert waren:

1. Pat.) 10. SSW: Abortus imminens, am Vortag ansteigender Prozentsatz (%-Satz) der CD45RO positiven Zellen (CD45RO+), abfallender %-Satz von CD45RA/RO+. 24. SSW: vorzeitige Wehentätigkeit und Cervixinsuffizienz bei Anstieg von CD45RO+, stationäre Therapie erforderlich, 40. SSW: Spontangeburt.

2. Pat.) 18. SSW: ansteigender %-Satz von CD45RO+, Diagnose einer von der Pat. unbemerkten Zervixinsuffizienz mit Öffnung des Ostium internums, daher Notfallcerclage (McDonald) mit totalem Muttermundsverschluss. Im Anschluss keine weiteren Auffälligkeiten von CD45RA+ und -RO+. 39. SSW: Entbindung per Sectio.

Zusammenfassung:

Die ersten Ergebnisse der Pilotstudie deuten darauf hin, dass eventuell ein neues Messinstrument gefunden wurde, welches durch intraindividuelle Anstiege von CD45RO Hinweise auf eine sich anbahnende und mit konventionellen Methoden noch nicht nachweisbare intrauterine Infektion bei Hochrisikopatientinnen mit rezidivierender Abortneigung gibt. Dies könnte sich zu einem validen Testsystem entwickeln, welches sensitiv Infektionen im Frühstadium detektiert und somit weitere Fehl- bzw. Frühgeburten verhindern könnte.