Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 68 - P15
DOI: 10.1055/s-2007-988654

Akute intrakranielle Blutung unter der Geburt – ein Fallbericht

K Meffert 1, C Greiner 1, M Butterwegge 1
  • 1Osnabrück

Einleitung:

Eine Hirnblutung während des Geburtsvorganges ist ein sehr seltenes Ereignis. Die neurologische Symptomatik ist allerdings in dieser Situation schwer klinisch zu deuten. Umso wichtiger ist die Diagnostik und vor allem das schnelle Handeln durch ein interdisziplinäres Team, um einen sekundären Hirnschaden zu vermeiden.

Fallbericht:

Wir berichten über eine 32-jährige I Gravida, Nullipara die sich bei vorzeitigem Blasensprung in der 39+5. SSW ohne Wehentätigkeit vorstellte. Die Geburt wurde nach Ausschluss eines Amnioninfektionssyndroms sieben Stunden später mit Prostaglandinen eingeleitet. Es erfolgte eine PDA-Anlage zur Ausschaltung des Wehenschmerzes. Die Patientin klagte während der Eröffnungsperiode über Kopfschmerzen und Übelkeit. Bei Geburtsstillstand und V.a. relatives Missverhältnis wurde die sekundäre Sectio indiziert und in ITN durchgeführt. Es wurde ein Junge entwickelt von 3995g, Apgar 9/9/10, pH 7,26, BE +0,6. Postpartal fiel die Patientin durch verzögerte Ansprechbarkeit und Schläfrigkeit auf, klinisch reagierte sie nicht adäquat auf sensorische Reize. Das umgehend durchgeführte Notfall-CCT zeigte eine frische rechts frontale Hirnblutung mit Ventrikeleinbruch, Zeichen der Liquorzirkulationsstörung und V.a. transtentorielle Herniation. Neurochirurgisch wurde notfallmäßig eine externe Ventrikeldrainage rechts temporal angelegt. Im Angio-CCT und der selektiven digitalen Subtraktionsangiographie der Hirngefäße fand sich kein Hinweis auf eine arterielle Gefäßmalformation. Postpartal entwickelte die Patientin einen arteriellen Hypertonus und wurde medikamentös eingestellt. Insgesamt erholte sich die Patientin im Rahmen einer Rehabilitation sehr gut, bei der neurologischen Kontrolluntersuchung nach 3 Monaten waren nahezu keine sensorischen Beeinträchtigungen nachweisbar. Eine venöse Malformation (z.B. Kavernom) konnte nach Blutungsresorption mittels MRT ausgeschlossen werden.

Diskussion:

In der Literatur werden wenige Fälle von intrakraniellen Blutungen sub partu oder in der Schwangerschaft beschrieben, meist jedoch beim Vorliegen von Risikofaktoren wie vaskulären Anomalien, präexistentem Hypertonus, Präeklampsie/Eklampsie oder Koagulopathien. Die Inzidenz einer Hirnblutung in der Schwangerschaft wird mit 0,01–0,05% angegeben, und die Mortalität mit 5–12%. In unserem Fall konnten weder Risikofaktoren oder Gefäßmalformationen eruiert werden. Zur Senkung der maternalen Morbidität und Mortalität sowie zur Erlangung einer restitutio ad integrum sind die schnelle Diagnostik und sofortige Therapie durch ein interdisziplinäres Team notwendig.