Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 68 - P14
DOI: 10.1055/s-2007-988653

Der Stellenwert von Dauertokolysen – eine retrospektive Analyse an einem Zentrum

B Jahns 1, W Stein 1, G Emons 1
  • 1Göttingen

Einführung:

Tokolysen werden insgesamt kritisch diskutiert und eine Dauertokolyse über 48 Stunden hinaus ist gemäß den aktuellen Empfehlungen in der klinischen Routine aufgrund der beschränkten Studienlage nicht angezeigt. Eine Dauertokolyse sollte somit nur in ausgewählten Einzelfällen durchgeführt werden. (AWMF-Leitlinien-Register Nr.015/025. Medikamentöse Wehenhemmung bei drohender Frühgeburt. Letzte Überarbeitung: 06/2006)

Fragestellung:

Wie groß ist der Anteil von Dauertokolysen über 48 Std. bzw. 7 Tagen an einem Perinatalzentrum und wie ist die Schwangerschaftsprolongation bei Dauertokolysen?

Methode:

Die an der Universitäts-Frauenklinik Göttingen in 2006 (n=39) durchgeführten i.v. Tokolysen wurden evaluiert. Eine Dauertokolyse (>48 Std.) wird als indiziert und indirekt als notwendig und erfolgreich definiert, wenn es nach ihrem Absetzen zum Geburtsbeginn kommt.

Ergebnisse:

Tokolysen wurden insgesamt durchgeführt bei vorzeitiger Wehentätigkeit 78%, Zervixinsuffizienz 61% (33% ≤15mm, 28% 16–25mm CK-Länge), vorzeitiger Blasensprung 39%, vaginale Blutung 36% und Geminigravidität 28% (Mehrfachnennung). Die Tokolyse wurde im Mittel in der 29. SSW (+/- 20 Tage) begonnen. Die Dauer der Tokolyse betrug <48 Std. 22%, 48 Std. 19%, 3–7 Tage 17% und länger als 7 Tage 42%. Bei der Dauertokolyse wurde die Schwangerschaft beendet aufgrund Geburtsbeginn trotz Tokolyse 29%, aus anderen Gründen 41% und in 30% aufgrund des Erreichens der 34+0 SSW. Hier kam es jeweils im Anschluss an die Beendigung der Tokolyse zum Geburtsbeginn.

Schlussfolgerung:

Die Dauertokolyse hat eine nicht unbedeutende Rolle zur Schwangerschaftsprolongation. Die Tatsache, dass mit Beendigung der Dauertokolyse es in allen Fällen zum Geburtsbeginn kommt, weist einerseits auf eine strikte Indikationsstellung hin und zeigt andererseits die Effektivität der Dauertokolyse.