Z Gastroenterol 2007; 45 - P397
DOI: 10.1055/s-2007-988543

Antivirale Therapie bei Hepatitis C-Reaktivierung nach Lebertransplantation (LTX): Hohe Erfolgsrate bei Genotyp 2/3

B Raziorrouh 1, H Diepolder 1, AL Gerbes 1, NH Grüner 1, MC Jung 1, F Löhe 2, A Ulsenheimer 1, CA Schirren 1, M Thiel 3, R Zachoval 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität München, Med. Klinik II für Gastroenterologie und Hepatologie, München, Germany
  • 2Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik für Chirurgie, München, Germany
  • 3Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik für Anästhesie, München, Germany

Einleitung: Der klinische Verlauf einer HCV-Reaktivierung nach LTX ist bei einem Teil der Patienten ungünstig und führt bei 15–20% innerhalb von 5 Jahren zur erneuten Zirrhose. Bisherige Studien zur antiviralen Therapie zeigen hohe Nebenwirkungs- und Abbruchraten bei deutlich vermindertem Ansprechen.

Methodik: Von 1998–2007 wurden 30 Patienten mit HCV-Reaktivierung nach LTX (m/w 23/7; GT 1 77%; GT 2/3 23%) mit Peg-Interferon-alpha 2a/b (180µg/Woche bzw. 1,5mcg/kgKG) oder IntronA (3×3Mio.IE/Woche) und Ribavirin (600–1200mg/d) über eine mediane Dauer von 48 Wochen behandelt. Die Therapie wurde im Durchschnitt 19,4 Monate (1–79 Monate) nach LTX begonnen. Die Indikation hierfür waren eine bioptisch gesicherte Hepatitis sowie der Nachweis von HCV-RNA im Serum. Die dauerhafte Viruselimination (SVR) wurde definiert als negative HCV-RNA (TaqMan untere Nachweisgrenze: 50IU/ml) 24 Wochen nach Therapieende. Die mediane Nachbeobachtung betrug 38 Monate (7–72 Monate). Als Immunsuppression erhielten 87% (n=26) der Patienten Tacrolimus und 13% (n=4)Cyclosporin A. Das mediane Alter der Transplantierten betrug 53,3 Jahre (36–61 Jahre).

Ergebnisse: Insgesamt zeigte sich bei GT 1 eine SVR-Rate von 35% (8/23), bei GT 2/3 von 100% (7/7). Bei 13% (n=4) der behandelten Patienten musste aufgrund schwerwiegender hämatologischer Nebenwirkungen oder akutem Hörverlust die Therapie abgebrochen werden. Eine Dosisreduktion von Interferon oder Ribavirin war bei 20% (n=6) notwendig. Während der Nachbeobachtung kam es bei einem Patienten 72 Monate nach durchgeführter Therapie zur erneuten HCV-Virämie. Alle anderen Patienten blieben HCV-RNA negativ. Eine akute/chronische Transplantatreaktion wurde bei keinem Patienten beobachtet.

Schlussfolgerung: Die antivirale Kombinations-therapie unter Immunsuppression über 48 Wochen bei HCV-Reaktivierung nach LTX zeigt bei GT 2/3 ein hervorragendes, bei GT 1 ein vermindertes, jedoch akzeptables dauerhaftes Ansprechen. Insgesamt wurde die Therapie bei niedriger Abbruchrate relativ gut toleriert. IFN/Ribavirin bei HCV-Reinfektion nach LTX ist sicher und wirksam, insbesondere bei GT 2/3. Offene Fragen wie optimaler Behandlungsbeginn/-dauer sowie Dosierung der antiviralen/immunsuppressiven Medikation müssen in prospektiven Studien geklärt werden.