Z Gastroenterol 2007; 45 - P267
DOI: 10.1055/s-2007-988413

Schmerzmanagement – weiterhin insuffizient bei der Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED)

A Grabig 1, A Reichert 1, C Büning 2, B Wittig 3, B Wiedenmann 1, DC Baumgart 1, A Dignaß 4, A Sturm 1
  • 1Charité Campus Virchow, Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin, Germany
  • 2Charité Campus Mitte, Gastroenterologie und Hepatologie, Berlin, Germany
  • 3Charité Campus Benjamin Franklin, Gastroenterologie, Infektiologie, Rheumatologie, Berlin, Germany
  • 4Markus-Krankenhaus Frankfurter Diakonie-Kliniken, Medizinische Klinik I, Frankfurt am Main, Germany

Hintergrund: Obwohl die Therapie der CED in den letzten Jahren weiterentwickelt wurde, beeinträchtigen Schmerzepisoden weiterhin die Lebensqualität der Patienten erheblich. Ziel dieser Studie war es, den Schmerzcharakter sowie mögliche Auslöser zu identifizieren und die Lebensqualität abzuschätzen.

Methodik: 255 kaukasische Patienten mit CED (Morbus Crohn (MC)=130, Colitis ulcerosa (CU)=125; Männer=105, Frauen=150) beantworteten einen standardisierten Fragebogen mit welchem Auslöser, Frequenz und Intensität von Schmerzepisoden erfasst und mit dem Lebensstil und SIBDQ korreliert wurden.

Ergebnisse: 90% der Patienten litten an Schmerzen (MC 90,4%, CU 90%; Männer 84%, Frauen 93%), 37,9% litten nur während eines akuten entzündlichen Schubes an Schmerzen und 52,1% hatten chronische Schmerzen. Bei MC war die Schmerzintensität signifikant höher als bei der CU und bei Frauen signifikant höher als bei Männern (p<0,005). Negativ beeinflussende Faktoren waren junges Alter, BMI<18,5, Arbeitslosigkeit, extraintestinale Manifestationen und eine Arthopathie. Raucher erlitten häufiger Schmerzattacken als Nichtraucher und sowohl für MC als auch für CU kam es bei Rauchern zu einem früheren Krankheitsbeginn (MC 2 Jahre, CU 4 Jahre). Cortison verringerte signifikant die Lebensqualität von Frauen aber nicht von Männern (p<0,005). Im Gegensatz dazu begünstigte eine Azathioprin geschlechtsunabhängig die Lebensqualität (p<0,05). 30% der Patienten erhielten eine Schmerztherapie. Die Schmerzintensität war bei Patienten, die mit Metamizol oder Opioiden behandelt wurden signifikant höher und die Lebensqualität schlechter, als bei Patienten ohne Schmerztherapie (p<0,05).

Schlussfolgerungen: Schmerz ist ein erdrückendes Problem, welches die Lebensqualität von Patienten mit CED erheblich beeinträchtigt. Die Schmerzintensität ist von vielen Faktoren abhängig und die günstige Beeinflussung der mukosalen Entzündung führt nicht zwangsläufig zur Verbesserung der Lebensqualität. Die Schmerztherapie bei Patienten mit CED ist oft schwierig und unzureichend, so dass eine Verbesserung der Lebensqualität durch ein optimiertes, intensiviertes und individuelles Schmerzmanagement zwingend erforderlich ist.