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DOI: 10.1055/s-2007-988355
Einfluss von chronischem Alkoholkonsum auf antimikrobielle Substanzen in der Schleimhaut des oberen Gastrointestinaltrakts
Zahlreiche Studien sprechen dafür, dass chronischer Alkoholmissbrauch zur Schädigung der gastrointestinalen Schleimhaut und konsekutiv zur vermehrten Translokation mikrobieller Substanzen führt, wodurch möglicherweise weitere Organschädigungen (z.B. Leberzirrhose) induziert werden. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob in diesem Zusammenhang eine alkohol-assoziierte Minderung der Produktion wichtiger antimikrobieller Substanzen (z.B. Defensine) in der Schleimhaut des oberen GI-Traktes eine Rolle spielt.
Methodik: Bei 28 Alkoholikern (Alkoholkonsum 80–320g/d) und 13 Kontrollpersonen (0–22g/d) wurden im Rahmen einer kurz nach Aufnahme erfolgten Gastroskopie Proben aus tiefem Duodenum, Magenantrum und -corpus entnommen. In diesen Biopsien wurde auf mRNA-Ebene mittels Real-Time PCR im Light-Cycler480 (Roche) die Produktion verschiedener antimikrobieller Substanzen gemessen: Defensine HD5, HD6, HBD1, HBD2, sowie Cathelicidin LL37, Elafin, Bactericidal/permeability-increasing protein und humane Neutrophilen-Elastase. Die Entzündungsaktivität der Schleimhaut wurde anhand der IL-8-mRNA eingeschätzt. Die Ergebnisse wurden als Kopienzahl bezogen auf 10ng Gesamt-mRNA (MW±SEM) angegeben.
Ergebnisse: Bei Alkoholikern fand sich eine signifikant vermehrte Produktion von IL-8 vor allem in Corpus (Alkoholiker: 960±880 vs. Kontrollen: 30±15, n.s.) und Antrum (313±100 vs. 60±36p<0,05) als Zeichen einer verstärkten Entzündungsaktivität, während im Duodenum nur geringe Mengen IL-8-mRNA nachweisbar waren. Die Messung der mRNA antimikrobieller Proteine ergab bei Elafin eine deutlich vermehrte Produktion (Corpus 3800±3400 vs. 80±70, p=0,06, Antrum 6600±2500 vs. 390±170, p<0,05, Duodenum 3100±60 vs. 150±50, n.s.). Bei den anderen Proteinen wurden z.T. tendenziell höhere Werte (z.B. HBD-2), nie aber eine signifikante Erniedrigung beobachtet.
Schlussfolgerungen: Die erhöhte IL-8-mRNA bei Alkoholikern weist auf eine vermehrte Entzündungsaktivität hin. Ein hemmender Einfluss von Alkohol auf die Produktion antimikrobieller Substanzen in der Magen- und Duodenalschleimhaut ist nicht zu beobachten. Der alkoholassoziierte Anstieg von Elafin und die tendenzielle Erhöhung anderer antimikrobieller Substanzen sind möglicherweise als Entzündungsfolge zu interpretieren.