Z Gastroenterol 2007; 45 - P161
DOI: 10.1055/s-2007-988307

Klinische Relevanz der mikrobiellen Flora in der Gallenflüssigkeit bei Patienten mit Gallenwegskomplikationen nach Lebertransplantation im Rahmen der endoskopischen Therapie

A Seelhoff 1, E Efthimiadis 2, KD Müller 3, G Gerken 1, T Zoepf 1, P Hilgard 1
  • 1Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Germany
  • 2St. Josef-Hospital Gelsenkirchen-Horst, Innere Medizin, Gelsenkirchen, Germany
  • 3Universitätsklinikum Essen, Institut für Mikrobiologie, Essen, Germany

Hintergrund: Gallenwegskomplikationen sind bei Patienten nach Lebertransplantation (LTx) häufig. Die pathogene Relevanz einer mikrobiellen Besiedlung der Gallenflüssigkeit im Rahmen der endoskopischen Therapie solcher Gallenwegskomplikationen und entsprechend die Notwendigkeit, Art und Effektivität einer periinterventionellen Antibiotikaprophylaxe sind bis dato unklar. Ob die Gallenwege besiedelt sind, mit welcher Häufigkeit eine postinterventionelle Bakteriämie entsteht, ob diese durch in der Galle nachweisbare Keime verursacht wird und mit welcher Rate eine Cholangitis entsteht wird in dieser Arbeit untersucht.

Methodik: Lebertransplantierte Patienten, die eine Intervention an den Gallenwegen mittels ERCP erhielten, wurden in die Studie eingeschlossen. Vor Beginn der Untersuchung wurde eine “Blutkultur“ entnommen. Nach selektiver Kanülierung des Ductus hepato-choledochus (DHC) wurde 1–5ml Gallenflüssigkeit zur mikrobiologischen Analyse aspiriert. Nach Lokalisation der relevanten Stenosen und entsprechender endoskopischer Intervention erfolgte die Abnahme der zweiten Blutkultur. Zwei weitere Blutkulturproben wurden 10 und 30 Minuten nach der letzten Intervention am Gallenwegsystem abgenommen. Zur Untersuchung auf Kontamination wurde nach Beendigung der Untersuchung ein Abstrich von der Endoskopspitze vorgenommen.

Ergebnisse: Bisher wurden 20 konsekutive Patienten in die Studie eingeschlossen. In allen entnommenen Gallenkulturen waren Keime nachweisbar: Bei 8/20 (40%) Patienten gab es eine Übereinstimmung zwischen Keimen in Galle und der unmittelbar postinterventionellen Blutkultur. Die häufigsten in der Galle nachweisbaren Keime waren: E. coli 10/20, Enterococcus faecalis 8/20, Sprosspilze 6/20. Auf der Endoskopspitze wurden vergrünende Streptokkoken 8/20, Lactobacillus spezies 8/20, Anhaemolysierende Streptokokken 8/20 am häufigsten gefunden.

Schlussfolgerung: Patienten mit Gallenwegskomplikationen nach Lebertransplantation weisen unter endoskopischer Therapie in unerwartet hohem Prozentsatz eine Besiedlung der Galle mit fakultativ pathogenen Keimen auf. Bei einer ausserdem hohen interventionsassoziierten Bakteriämierate scheint eine Antibiotikaprophylaxe bei diesem Patientenkollektiv empfehlenswert zu sein.