Z Gastroenterol 2007; 45 - P130
DOI: 10.1055/s-2007-988276

Inzidenz, Behandlung und klinischer Verlauf von iatrogenen Perforationen nach endoskopischen Eingriffen

LC Fry 1, M Venerito 1, H Neumann 1, K Mönkemüller 1, P Malfertheiner 1
  • 1Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Zentrum für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Germany

Einleitung: Iatrogene Perforationen (IP) durch endoskopische Untersuchungen werden nur selten in der Literatur beschrieben. Dabei ist das Wissen um die Inzidenz und das Management von IP wichtig, um den klinischen Verlauf zu bessern und präventive Strategien entwickeln zu können.

Ziele: Bestimmung der Prävalenz von IP, Erkennung von Risikofaktoren sowie des Managements und des klinischen Verlaufs von Patienten am endoskopischen Zentrum eines Universitätsklinikums.

Methodik: Analyse der prospektiv durch elektronische Datenbankrecherche gesammelten Daten über einen Zeitraum von 5 Jahren (Juni 2001– April 2006). Die Perforationen wurden getrennt für diagnostische und therapeutische Eingriffe ausgewertet. Eventuell bestehende Risikofaktoren (z.B. Co-Morbiditäten, Tumore, Entzündungen und Stenosen) des Patienten wurden sorgfältig begutachtet. Als Endpunkte wurden die Art der Behandlung (konservativ oder chirurgisch), das Outcome des Patienten sowie die Mortalität festgelegt.

Ergebnis: Innerhalb der untersuchten 5 Jahre wurden 27.932 Endoskopien durchgeführt. Davon waren 21.625 diagnostische und 6.307 therapeutische Eingriffe. Insgesamt kam es zu 31 IP (0,11%; 17 Frauen, 14Männer, Altersmedian 60,1). Die Perforationsrate war höher bei den therapeutischen Untersuchungen (n=28) im Vergleich zu den diagnostischen (n=3; p<0,01). Die IP traten bei folgenden Untersuchungen auf: diagnostische Koloskopie (n=2; je 1 Patient mit Colitis und M. Crohn); diagnostische ÖGD (n=1); Ösophagusdilatation (n=8); Dünndarmdilatation (n=2); nach Polypektomie/Mukosektomie: Kolon (n=5), Ösophagus (n=1), Duodenum (n=1), Magen (n=1), PEG (n=1) und während einer ERCP (n=9). Die Diagnose der IP wurde in 95% der Fälle innerhalb eines Tages gestellt. 55% der Patienten benötigten eine chirurgische Versorgung, während eine konservative Therapie bei 45% einen Erfolg zeigte. Die mittlere Krankenhausverweildauer betrug 10,5 Tage (2–44).

Schlussfolgerung: Die Gesamtrate an IP an unserer Klinik betrug 0,1%, die sich zumeist bei therapeutischen Eingriffen ereigneten. Etwa die Hälfte der IP konnte konservativ behandelt werden. Eine frühe Diagnose der IP war von entscheidender Bedeutung für das Outcome des Patienten.