Z Gastroenterol 2007; 45 - P129
DOI: 10.1055/s-2007-988275

Zuverlässige Vorhersage der Notwendigkeit einer therapeutischen ERCP durch die Endosonographie bei Patienten mit fraglicher Indikation

J Janssen 1, A Halboos 1, L Greiner 1
  • 1HELIOS Klinikum Wuppertal, Medizinische Klinik 2, Wuppertal, Germany

Hintergrund: Die ERCP sollte wegen ihres Nebenwirkungspotentials nur als therapeutische Maßnahme durchgeführt werden. Diese Studie hat prospektiv die Vorhersage der Notwendigkeit einer therapeutischen ERCP durch die Endosonographie (EUS) bei Patienten geprüft, die unsichere Kriterien einer biliären Obstruktion aufwiesen.

Patienten und Methoden: 50 konsekutive Patienten wurden eingeschlossen, die genau eines der folgenden drei Kriterien erfüllten:

(1) Klinische Beschwerden im Sinne einer zumindest intermittierenden Gallenwegsobstruktion,

(2) unerklärte Erhöhung der Cholestasewerte ohne Vorliegen einer Leberparenchymerkrankung oder Wahrscheinlichkeit für eine primär sklerosierende Cholangitis,

(3) sonographische Gallenwegserweiterung über 7mm. Der Untersucher musste nach Vorliegen der klinischen Daten und der Sonographie seine von 1 bis 4 abgestufte Entscheidungssicherheit zur Durchführung einer therapeutischen ERCP angeben. Danach wurden eine EUS und gegebenenfalls eine MRCP durchgeführt, jeweils wieder gefolgt von einer Stellungnahme zur ERCP-Notwendigkeit. Die tatsächliche Erfordernis einer ERCP wurde entweder nach deren Durchführung oder nach einem telefonischen Follow-up über ein Jahr ermittelt.

Ergebnisse: 16 Patienten fielen in Kriteriengruppe 1, 27 Patienten in Gruppe 2, 7 Patienten in Gruppe 3. Ein Patient aus Gruppe 1 und 6 Patienten aus Gruppe 2 benötigten eine ERC mit Sphinkterotomie bei Choledocholithiasis. Ein Fall entging der EUS bei vermutlich späterem Steinabgang. Je eine Patientin aus Gruppe 1 und 2 erhielten – wie von der Endosonographie korrekt vorhergesagt – eine letztlich als nicht erforderlich angesehene ERC mit Sphinkterotomie. Nur eine Patientin mit großem Duodenaldivertikel benötigte eine MRCP wegen nicht aussagekräftiger EUS. Die Treffsicherheit der EUS bezüglich der Notwendigkeit einer therapeutischen ERCP lag bei 96,0%. Die subjektive Entscheidungssicherheit des Untersuchers wurde durch die EUS signifikant von 2,72±0,54 auf 1,66±0,59 (p<0,001) verbessert.

Schlussfolgerung: Die bilio-pankreatische EUS kann bei Patienten mit fraglicher Indikation die Notwendigkeit einer therapeutischen ERCP sicher vorhersagen. Der Untersucher kann seine Entscheidung mit einer großen Sicherheit dem Patienten gegenüber vertreten.