Einleitung: Ghrelin ist ein gastrales Peptidhormon, welches das Hungergefühl steigert. Die Ghrelin-Plasmaspiegel
erreichen ihr Maximum vor der Nahrungsaufnahme und fallen danach wieder deutlich ab.
Die Mechanismen, die dieser postprandialen Suppression der Ghrelin-Freisetzung zugrunde
liegen, sind weitestgehend unbekannt. Das es nach einer Mahlzeit-Einnahme auch zur
Sekretion des Inkretinhormons Glucagon-like peptide 1 (GLP-1) kommt, wurde untersucht,
ob eine exogene GLP-1 Gabe die Ghrelin-Freisetzung beim Menschen reduziert.
Methodik: 14 stoffwechselgesunde, männliche Probanden erhielten eine intravenöse Infusion mit
GLP-1 (1,2pmol. kg-1. min-1) oder Plazebo über 390min. Nach 30min wurde eine feste
Testmahlzeit verabreicht (250kcal). Die Magenentleerungsgeschwindigkeit wurde mithilfe
eines 13C-Oktanoat-Atemtests gemessen, und venöse Blutproben wurden für die Bestimmung
von Glukose, Insulin, C-Peptid, GLP-1 und Ghrelin entnommen.
Ergebnisse: Die GLP-1 Plasmaspiegel während der Infusion von GLP-1 und Plazebo erreichten Steady-State
Spiegel von jeweils 139±15pmol/l und 12±2pmol/l (p<0,0001). Die Infusion von GLP-1
führte zu einer deutlichen Verzögerung der Magenentleerungsgeschwindigkeit (p<0,001).
Während der Plazebo-Experimente fielen die Ghrelin-Spiegel in der unmittelbar postprandialen
Phase signifikant ab (p<0,001), und stiegen anschließend wieder allmählich an. Unter
der Gabe von GLP-1 blieb die initiale postprandiale Suppression der Ghrelin-Spiegel
aus. Allerdings wurden die Ghrelin-Spiegel unter GLP-1 Gabe 150 bis 360min nach der
Mahlzeiteinnahme signifikant vermindert (p<0,05). Der Verlauf der Ghrelin-Konzentrationen
in den Experimenten mit GLP-1 und Plazebo verlief invers zu den jeweiligen Plasmaspiegeln
von Insulin und C-Peptid.
Schlussfolgerungen: GLP-1 vermindert den Anstieg der Ghrelin-Spiegel in der späten postprandialen Phase.
Allerdings sind diese Effekte am ehesten auf die insulinotrope Wirkung von GLP-1 zurückzuführen.
Die GLP-1-vermittelte Suppression der Ghrelin-Spiegel könnte zu den anorexischen Wirkungen
des Peptids beitragen.